Der polnisch-jüdische Autor und Künstler Bruno Schulz wurde in der Stadt Drohobytsch in der heutigen Ukraine geboren, wo er in den lokalen Schulen als Zeichenlehrer arbeitete. 1941 wurde Drohobytsch von den Nazis besetzt, und Schulz wurde ins jüdische Ghetto gezwungen. Seine künstlerischen Fähigkeiten erregten die Aufmerksamkeit des SS-Obersturmbannführers Felix Landau, der die Organisation der jüdischen Zwangsarbeiter_innen in der Region überwachte. Auf Landaus Befehl führte Schulz einige dekorative Arbeiten an Gebäuden in der Stadt aus. Darunter war auch ein Kinderzimmer in Landaus eigenem Anwesen, der Villa Landau, wo Landau zusammen mit seinen zwei Kindern und der SS-Sekretärin Gertrude Segel, seiner Geliebten, lebte. Das Wandgemälde stellt Szenen aus den Märchen der Brüder Grimm dar und beinhaltete angeblich Ähnlichkeiten mit Landaus Heim sowie ihm selbst. Nach dem Krieg wurde das Haus verstaatlicht und von neuen Bewohner_innen bewohnt, die Schulz’ Werk mit mehreren Farbschichten übermalten.
2001 besuchte der deutsche Filmemacher Benjamin Geissler, der an einem Film über Schulz arbeitete, die ehemalige Villa Landau und entdeckte Überreste von Schulz’ Gemälde in einem Raum, der als Vorratskammer diente. Kurz nach der Entdeckung wurden fünf Wandfragmente mit Erlaubnis der Bewohner_innen abgenommen und nach Israel transportiert, wo sie nun in Yad Vashem, dem internationalen Institut für Holocaustforschung, ausgestellt sind. Fünf weitere Fragmente wurden zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt, abgenommen und restauriert, und befinden sich heute im Museum von Drohobytsch.