Zum Nachhören: www.mixcloud.com/SAVVY_Funk/
Tägliches Sendeprogramm unter: deutschlandfunkkultur.de/documenta-radio
Offene Galerie und Radiostudio täglich von 9–24 Uhr: SAVVY Contemporary, Plantagenstraße 31, 13347 Berlin
Frequenzen: UKW 103.0 MHz in Berlin, UKW 90.4 MHz in Kassel, SW 15560 kHz, und unter documenta14.de
Während acht Radiostationen des Radioprogramms der documenta 14 bereits bestehende Einrichtungen sind, ist für die deutsche Laufzeit eine ganz neue Station auf die Beine gestellt, die in Berlin aufgebaut wird: SAVVY Funk. Für SAVVY Funk werden Künstler_innen der documenta 14 eingeladen, ein 24-stündiges Radioprogramm zu gestalten, das Nachrichten, Wetterberichte und andere Sendungen ausstrahlen soll, so zum Beispiel Unpacking Sonic Migration, Listen to the Other – disEmbodied Voices – Hybridized Techno, Saout Africa(s) und Piratensender. Die teilnehmenden Künstler_innen arbeiten bei der Entwicklung und Durchführung des Radioprogramms mit Student_innen der Professur für Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität Weimar zusammen, die von Prof. Nathalie Singer und Martin Hirsch geleitet wird. Prof. Nathalie Singer und ihr Team werden darüber hinaus einen Lese- und Zuhör-Raum in der SAVVY Contemporary einrichten, der es allen Besucher_innen möglich machen wird, mit dabei zu sein, wenn Radio gemacht wird, und diesen Prozess zu reflektieren.
SAVVY FUNK SENDUNGEN
- different time different place different pitch
Dani Gal & Achim Lengerer
Dani Gal und Achim Lengerer arbeiten mit Tondokumenten wie Reden, politischen oder persönlichen Stellungnahmen und anderen Klangspuren, die Zeitgeschichte dokumentieren und konstruieren. Die Künstler verstehen das Medium Radio als rein akustisches Instrument. Da man beim Zuhören die Klangquelle nicht ermitteln kann, ist die jeweilige Hörerfahrung sowohl von der eigenen politischen Sicht als auch von den Manipulationen des Senders abhängig.
Für SAVVY Radio produzieren Gal und Lengerer eine Sendereihe, in der es um politische/historische, von akustischen Besonderheiten geprägte Ereignisse und Tondokumente von überragender politischer Bedeutung geht. Der Wegfall einer visuellen Komponente soll der Konstruktion von Geschichte durch die Medien in Zeiten ständiger Bilderströme ein akusmatisches Moment entgegensetzen.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 15–16 Uhr (UTC+2)
- Early Birds
Am und mit Mikrofon: Konrad Behr, Jennifer Fuchs, Jan Glöckner, Martin Hirsch, Grit Lieder, Johann Mittmann, Janine Müller, Benjamin Serdani, Corinna Thamm, Josephine Tiede, Severin Schenkel, Andreas von Stosch und Markus Westphal
Sie hören ab und zu, aber niemals weg: die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar. Weil sie (k)einen Vogel haben, studieren sie Radio und gehen mit dem Mikrofon auf die Jagd, immer und Every Time A Ear di Soun.
Im Programm des SAVVY Funk präsentieren sie ihren neuesten Fang: Zweiundzwanzig zwitschernde Klangkunst-Sendungen, täglich von 7 bis 8 Uhr. Danach gehen die Studenten schlafen.
Und Sie dürfen entscheiden: Wer hat sich hier mit fremden Federn geschmückt? Denn diese Early Birds buhlen wie die Vögel, sind bunte Collage, Archivperle, Soundscape-Aufnahme oder doch synthetisch?
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 7–8 Uhr (UTC+2)
- Embrace – Ein Rezept von Nástio Mosquito
Nástio Mosquito
Unter Mitwirkung von: Aline Frazão und Kalaf Epalanga
Negro, Nigger, bottom feeder
Healer, killer, Lil’ Biller Bob Lee with the axe lover bleeder
Builder
White trash, fasc(ist), lash on
White king and queen unbreakable stumble
Humble
- Humble up Negro, Nigger. Humble up, and be Purple!!
- Shiiiiiiiiit … you got clock but not time. I will find Purple … and you will feel, your kids will know.
You we them with us within cake bake cookies and milk, honey
Funny …
Diese Sendung wird nicht immer zum Lachen und auch nicht immer konsequent sein. Sie ist angewandte Widerborstigkeit, sie setzt auf die Brutalität menschlicher Unzulänglichkeiten. Eine. Zwei. Drei. Hundert.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 16:10–16:30 Uhr (UTC+2)
- Emergency
Tim Etchells
mit Aisha Orazbayeva und Uriel Barthélémi
Etchells inszeniert mit seinen beiden Partnern eine Dauerintervention zum Thema Notfall, die aus vorher aufgenommenen Tonschnipseln und längeren Live-Improvisationen mit Stimme (Etchells), Violine (Orazbayeva) und Schlagwerk (Barthélémi) besteht. Ausgehend von einfachen Äußerungen im Kontext des Notfalls (verschiedenster Art) fragmentiert und untersucht Etchells die Sprache mit Techniken wie Tonschleifen und Wiederholungen, Variationen und Verschiebungen von Betonung und Flexion oder Wechselschnitten. Zugleich eröffnet er einen Dialog mit Orazbayeva und Barthélémi, deren Beiträge Etchells Sprache mal unterstützen, mal auslöschen. Emergency lotet den Raum zwischen dem semantischen Gebrauch der Sprache und deren eher musikalischen, texturhaften, klanglichen Qualitäten aus. Grundprinzip des Werkes ist ein ständiger Registerwechsel, der Bedeutung erzeugt, zersetzt und neu erfindet.
Eintägige Intervention
- Intermission Transmission Temporal
Leo Asemota
Eine eklektische Sendereihe voller Begeisterung über die kuratorische Tätigkeit der documenta 14. Inhalt und Form der Sendungen werden täglich aufs Neue geschaffen.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 16:30–17:10 Uhr (UTC+2)
- Laugh of the Hyposubject
Brandon LaBelle & Anna Bromley
Die 20-teilige Radiosendung begibt sich auf die Spuren der Hyposubjekte, die sich heutzutage als nomadisches Noch-Nichts, als mannigfaltige Wesen und Brikolagen zu sehen geben. Ihre fadenreiche Stofflichkeit bringt Dissens-, Widerstands- und Resilienzgemeinschaften hervor und entzieht sich technokratischen und paternalistischen Anordnungen.
Hyposubjekte irritieren die anthropozentrische Ordnung von Körpern und Dingen. Sie eröffnen transhumanistische Vorstellungen davon, was ein Miteinander (auch) sein könnte. Als unerlaubte Besiedler_innen unserer „postfaktischen“ Gegenwart lassen sich Hyposubjekte als Wesenheiten denken, die trunken von schlaf- und schamlosen Begehren aus planetaren Gemeingütern neue Verfasstheiten des Imaginären hervorbringen. Was sind die Praktiken und Praxen, in denen sie sich entfalten? Wie lassen sich ihre verwobenen, schüchternen, selbstermächtigenden Verlautbarungen übertragen? Und wenn sie sich aus dem Dominanten zurückziehen, würden wir ihr Lachen spüren?
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 9:30–10 Uhr (UTC+2)
- Listen to the Other – entkörperte Stimmen – hybridisierter Techno
AGF (Antye Greie-Ripatti)
AGF (Antye Greie-Ripatti) präsentiert eine Audio-Mischung zu folgenden Themen: alte Stimmpraktiken, Klangwildnis, hybride Ökologie, Musik und Ton aus Kriegsgebieten, Stimme und Gender, Stimme und Protest, Verstärkung des Widerstands, Lärmexperimente, kritischer Klub, Rap und Underground-Pop, nichtmenschliche Klangwelten, verborgene Stimmen jenseits des Westens, Tierstimmen, das Myzel und der Klang der Materie, Klang der Elektrizität, Klänge und Privilegien... Es wird Gespräche geben, dazu Gedanken, Gedichte und Gäste, vielleicht auch ein wenig kollektives Geschrei und Gesänge.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 22–24 Uhr (UTC+2)
- Me & My Rhythm Box
Felix Kubin
Musikinstrumente: alte und neue, leise und laute, selbstgebaute und umgebaute, akustische und elektronische, analoge und digitale, mögliche und unmögliche. Wie werden sie zum Klingen gebracht, wer spielt sie und warum, spielen sie gar von selbst?
In dieser Sendung dreht sich alles um das Instrument und seine künstlerische Erweiterung. Die Möglichkeiten von Resonanzen und schwingenden Körpern sollen bis in fantastische Dimensionen weitergedacht werden, die auch den Chor der Nerven, die Rhythmisierung der Bewegung im Straßenverkehr und das Tuning der kosmischen Hintergrundstrahlung mit einbeziehen!
Dazu werden Gäste aus den Bereichen Musik, Kunst, Wissenschaft und Instrumentenbau eingeladen, die ihre Beziehung zum eigenen Instrument (live) in Klangbeispielen, Kurzkonzerten und Gesprächen erläutern.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 17:10–18 Uhr (UTC+2)
- Missy Listening or Sonic Women Looking for the Perfect Sound – Das Radiomagazin für Pop, Politik und Feminismus
Missy Magazine (Gina D’Orio & Margarita Tsomou)
SAVVY Funk nimmt den Stil, die Politik und den Standpunkt des Missy Magazines zum Ausgangspunkt für den letzten Sendetag am 8. Juli. Mitarbeiterinnen von Missy bespielen zwölf Stunden lang das Radio: Im Fokus stehen Musikerinnen, Sound-Art-Künstlerinnen, Hörspiele, Radio-Features und Lesungen, in denen sich die Themen Pop und Sexualität, Widerstand und Herstory, Rassismus- und Sexismuskritik kreuzen.
Das Sendeformat ist das des „Radiomagazins“, in dem verschiedene Genres miteinander kombiniert werden: Das Programm reicht von Interviews mit Ikonen des Feminismus und (Pop-)Musikerinnen über die Ausstrahlung historisch-feministischer Polit-Reden und Lesungen feministischer Literatur bis hin zu Soundexperimenten und legendärer weiblicher Sonic Art. Dabei gehen wir immer wieder der Frage nach, wie ein queer-feministischer Sound klingen könnte, und stellen dabei besonders weibliche und queere Musik aus allen Epochen heraus. Geleitet wird das Programm von zwei Moderatorinnen: der Herausgeberin des Missy Magazine Margarita Tsomou und der Berliner Musikerin Gina D’Orio (Cobra Killer).
Auf Sendung: 8. Juli, 3 Uhr–9. Juli, 3 Uhr (UTC+2)
- Multiverse Crosstalk Radio
Alberto de Campo, Hannes Hoelzl & Magdaléna Kobzová
Die derzeitige Flut von Postfaktualismen, von Verschwörungstheorien über „alternative Fakten“ zu fake news (von Individuen, Institutionen und Staaten) kann man wissenschaftlich erklären, unter der Annahme, dass a) Hugh Everett’s Theorie der multiplen Universen nicht nur mathematisch, sondern auch buchstäblich zutrifft, und dass ferner b) diese Universen nicht unabhängig voneinander sind, sondern dass Formen von Übersprechen zwischen ihnen möglich ist. Multiverse Crosstalk Radio erfasst, sammelt und transformiert solche zufälligen Übertragungen vom Anderswo mit wissenschaftlichen Mitteln, wie komplexen Sonifikationsmethoden und auf Multiversentheorie und Radikalem Konstruktivismus beruhender Kontext-Rekonstruktion, als Versuch, die Eigenheiten der vermuteten Herkunftsuniversen zu erhellen.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 11:40–12:40 Uhr (UTC+2)
- Piratensender
Ahmet Öğüt
Für seine Sendung Piratensender versammelt Ahmet Öğüt Gespräche mit Anwälten und Fachleuten für Einwanderungsrecht, Moderatorinnen, Sozial- und Kulturarbeitern, Musikerinnen, Vertretern städtischer Subkulturen sowie feministischen und LGBTQI+-Aktivistinnen. Die Themen reichen von radikaler Pädagogik bis hin zu Konzepten wie Stadtbürgerschaft, selbst erklärter Mikronation, Künstlerrechten, alternativen Währungen, bedingungslosem Grundeinkommen, immaterieller Arbeit, prekärer Arbeit und Hausarbeit. Außerdem geht es in der Sendung um Eigeninitiative, aktive Teilhabe und Autonomie als notwendige Voraussetzungen für den Widerstand von ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen, Nichtstaatsbürgern und Menschen ohne Aufenthaltstitel.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 12:10–13:00 Uhr (UTC+2)
- Prayer
James Webb
James Webb wird einzelne Ausschnitte seiner fortlaufenden Prayer Installation präsentieren. Prayer begann 1999 in Kapstadt als ein stadtspezifisches Projekt, in dessen Rahmen Tonaufnahmen von Gottesdiensten aller Religionen und Glaubensgemeinschaften der jeweiligen Stadt gesammelt und schließlich als mehrkanalige Soundinstallation gesendet werden. Dieses Radioprogramm erlaubt den Zuhörer_innen eine Auswahl der individuellen Aufnahmen zu hören, die die verschiedenen Installationen ausmachen. Bis heute gibt es neun Ausgaben des Werkes, wovon die letzte, Prayer (Stockholm), bis November 2017 im Historiska Museet ausgestellt wird.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 8–8:15 Uhr (UTC+2)
- Regular Measures
Alessandro Bosetti
Regular Measures ist Teil einer Serie von Kompositionen, die aus der laufenden Erforschung des Potenzials rein klanglicher Gemeinschaften oder Hyperpolyphonien schöpfen. Letzteren wird ebenso nachgegangen wie der Fantasievorstellung eines rein stimmlichen, körperlosen Lebewesens. Angeregt von einer alternativen Theorie der Stimme als autonomer, neu entstehender Entität erkundet dieser Beitrag utopische Ansätze und neue Möglichkeiten der Polyphonie als gemeinschaftlicher Praxis.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 13:10–14:00 Uhr (UTC+2)
- Render
Mobile Radio (Sarah Washington & Knut Aufermann)
Render ist eine Kontextualisierung und Bearbeitung von Archivmaterial Dutzender Radiosender in aller Welt. Mobile Radio überblickt in dieser Sendung das unabhängige, nicht-kommerzielle Radiospektrum von lokalen, freien, Uni- oder Piratensendern und erschließt einen Reichtum an Tonmaterial und Sichtweisen, den es in der vorherrschenden orthodoxen Medienlandschaft so nicht gibt. Render ist zugleich eine umfangreiche Retrospektive der Arbeit des Radiokunst-Netzwerks Radia, das sich zur gemeinschaftlichen Aufgabe gemacht hat, Grenzen und Gräben zwischen Ländern und Sprachen zu überwinden. Zudem werden Personen, die einzigartige Tonarchive besitzen, zum Gespräch geladen, und eine Sammlung neuer Radiokunstwerke entsteht.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 8:15–9 Uhr und 14:10–15 Uhr (UTC+2)
- Revolutionary Radio Remix: 20 +/- Years of Acoustic Space Travel
reboot.fm
Klangreise-Begleitung: Diana McCarty & Pit Schultz
Piratenradio und Selbstverlage wanderten ab Anfang der 1990er Jahre ins Internet ab. Das war der Beginn einer Cyberkultur, die aus ersten Streaming-Experimenten eine kleinteilig lokale, terrestrische und digitale Senderszene machte. Für SAVVY Funk gräbt sich reboot.fm in Revolutionary Radio Remix durch die eigenen Archive und bricht auf zu einer Hörreise durch Zeit, Raum und Technologie, zwölf Stunden lang live am 8. Juli ausgestrahlt, dem letzten Sendetag des SAVVY Funks.
Der Gang durch die Archive hat etliche Schätze zutage gefördert, die eine Hörgeschichte der wechselvollen Berliner Kulturlandschaft und ihres Verhältnisses zur Welt erzählen. Generationen von Punks, Dichter_innen, Künstler_innen und Aktivist_innen eroberten mit Radiokunst, Live-Debatten, Hörspielen, DJ-Sets und schrägen, preisgekrönten Radioexperimenten den Äther. Im Mittelpunkt dieser live kommentierten Reise in den Hörraum stehen Höhepunkte aus rund zwanzig Jahren reboot.fm.
Auf Sendung: 8. Juli, 3 Uhr–9. Juli, 3 Uhr (UTC+2)
- Saout Africa(s)
Saout Radio (Anna Raimondo & Younes Baba-Ali)
„Saout Africa(s)“ spielt mit dem englischen Wort „south“ und dem arabischen „saout“ in der wörtlichen Bedeutung von „Stimme“ oder „Klang“, außerdem mit den vielen möglichen Deutungen „Afrikas“. Jenseits von monolithischen Auffassungen und geografischen Abgrenzungen und jenseits der mit dem Wort „Afrika“ verbundenen Klischees entwirft Saout Africa(s) ein fließendes Ein- und Untertauchen, bei dem sich der Begriff der Grenze auflöst und ein ästhetischer und politischer Zeit-Raum des Hörens entstehen kann.
Raimondo und Baba-Ali reaktivieren die Archive von Saout Radio anhand verschiedener Stimmen, neuer thematischer cartes blanches und aktueller Live-Auftritte. Damit beleben sie zugleich ein internationales Netzwerk, eröffnen individuelle wie kollektive Perspektiven auf mögliche Afrika(s) und bieten ein Panorama heutiger Radiokunst.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 18–19 Uhr
- SAVVY reads SAVVY.doc
SAVVY Contemporary Team
Jeden Vormittag zwischen 9.00 und 9.30 Uhr präsentieren und lessen das Team und Freunde von SAVVY Contemporary aus einer Textsammlung von SAVVY.doc. Von Anfang an untersucht SAVVY.doc die politische Dimension des Archivierens, mit dem Ziel, zum einen die Machtmechanismen in Frage zu stellen, die in der Produktion und Bewahrung von unterschiedlichen Erkenntnissen am Werk sind; zum anderen die klassischen archivarischen Kategorien zu hinterfragen und gleichzeitig über die westliche Epistemologie hinauszugehen; und drittens über die Folgen nachzudenken, wenn man den Körper als Archiv und das Archiv als lebenden Organismus denkt.
Der Diversität und dem offenen Konzept des Projekts entsprechend wird SAVVY reads SAVVY .doc in unterschiedlichen Sprachen, Rhythmen, Tonlagen und Akzenten präsentiert.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 9–9:30 Uhr
- Singing yesterday‘s news again
Natascha Sadr Haghighian & Nicholas Bussmann
Täglich tragen Sängerinnen und Sänger die Nachrichten von gestern auf ihre jeweils eigene Art und Weise vor. Am ersten Tag singt jemand nur die Nachrichten vom Vortag. Am nächsten Tag wiederholt ein anderer die zuvor gesungenen Nachrichten und fügt eine eigene Auswahl gestriger Nachrichten hinzu. Im Verlauf dreier Wochen bilden die Stimmen allmählich einen Chor, eine iso-polyphonische Komposition alter – gesungener und nachgesungener, mithin absichtlich oder unabsichtlich umgedeuteter – Nachrichten. Die mündlichen Interpretationen schaffen gesellschaftliche Resonanzen und machen einen gemeinsamen Raum hörbar, der viel mehr ist als eine bloße Echokammer.
Als Gesangstexte stehen Nachrichten zur Verfügung, die in einem öffentlich-rechtlichen Radiosender verkündet wurden. Auswahl und Zusammenstellung des Nachrichtenmaterials entsprechen den offiziellen Kriterien der Relevanz und Faktizität. Da aber die geografischen Koordinaten täglich geändert werden, verschiebt sich jedes Mal die Wahrnehmung dessen, was wichtig und aktuell ist. Diese Verschiebung hinterlässt Spuren in der Komposition und erzeugt in der Echokammer des Nachrichtenstudios geopolitische Störklänge. Vergessen und Zum-Schweigen-Bringen gehören ebenso zu diesem Gesang wie Akkorde, Dissonanzen undResonanzen. Zusätzliche verunreinigende Schwingungen ergeben sich daraus, dass die zum Singen der Nachrichten eingeladenen Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Traditionen der Musik und Dichtung stammen. All diese verschiedenen Faktoren pervertieren die Wiederholung der Wiederholung.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17 Uhr
- Unpacking Sonic Migrations – Vom Sklavenschiff zum Raumschiff
Satch Hoyt
In dieser Sendung erkundet Satch Hoyt die Wanderungen des afrikanischen Beat anhand von Tonbeispielen, die von den frühesten völkerkundlichen Feldaufnahmen bis hin zu neuen, noch unveröffentlichten Tracks aus den Kreisen der transnationalen afrikanischen Diaspora reichen und darüber hinaus. Wer Hoyt auf seiner eklektischen Erkundungsreise folgt, kann sich auf eine Mixtur aus Alice und John Coltrane, Fela Kuti, Mad Lib, südkongolesischen Mbala-Rhythmen von 1907, Pauline Oliveros, Flying Lotus und Steve Reich freuen. Außerdem im Programm: Interviews mit bildenden Künstlern, Dichterinnen, Kuratoren, Musikerinnen, Schriftstellern, Kunsthistorikerinnen. In den Live-Einlagen der Sendung spielt Hoyt selbst mit Mitgliedern seiner Formationen Sonic Shadow und The Bakol. Weitere musikalische Gäste werden zu den Impro-Sessions erwartet.
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 20–22 Uhr
- Weather Reports
The All Weather Experts: Gívan Belá, Golo Föllmer, Anne Wellmer, Markus Westphal, Jasmina Al-Qaisi, Camilla Feher, Anette Krebs, Yiannis Christidis, Frauke Frech, Chang, u.a.
Mit Weather Reports sind Sie dank Wetterschlagzeilen auf Weltniveau und minutenaktueller, hochpräziser Wetterberichte zum Zustand Ihrer Umwelt für jedes Wetter gerüstet – lokal oder international und wo immer Sie sich gerade aufhalten, einschließlich der unerlässlichen Katastrophenberichterstattung. Einfach diese Sendung hören und ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt, barfuß im brennend-heißen Sand an windigen Küsten zu wandern, mitten in einem warmen Sommergewitter auf einem Hügel durch die Felder zu rennen oder im Park sitzend unter laublosen Bäumen triefnass zu werden. Holen Sie sich jetzt ihre täglichen Wetterberichte: ohne Gewähr, aber unvorhersehbar lebendig!
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 11:05, 12:05, 13:05, 14:05, 15:05, 16:05 und 17:05 Uhr
- Wurfsendung
Meira Asher, Jerry Berndt, Christian Berner, Joseph Beuys, Clarisse Cossais, Deeb, Tobias Dutschke, fuchs+hahn, Stefano Giannotti, Thomas Gith, Stella Luncke, Hilde Kappes, Anita Kinscher, mackjiggah, Maiden Monsters, Mando, Amirabbas Mohammadi, Carsten Nicolai, Gabi Schaffner, Josef Maria Schäfers, Michael Schiefel, Lorenz Schröter, Frank Schültge, Sandra Truté, Antje Vowinckel
Projektleitung: Julia Tieke
Die Wurfsendung ist Radiokunst im Ultrakurz-Format: Hörspiel, Feature, Klangkunst in maximal 45 Sekunden. Seit September 2004 hat Deutschlandfunk Kultur über 2.600 Wurfsendungen in etwa 250 Serien produziert. Wurfsendungen werden mehrfach täglich ins Programm gestreut – ohne festen Sendeplatz landen sie ebenso im Musik- wie im Literaturmagazin, in der aktuellen Mittags- und der Philosophiesendung, zwischen Interviews, Musik, aktuellem Beitrag und Nachrichten. Das experimentelle Format wirbt damit für abwegige Gedanken, neue Wahrnehmungen und intelligenten Humor.
Für SAVVY Radio produzieren Künstlerinnen und Künstler neue Wurfsendungen, die zusammen mit einer eigens kuratierten Auswahl älterer Stücke ins Programm geworfen werden.
Die Wurfsendung entsteht in der Radiokunst-Abteilung von Deutschlandfunk Kultur. Projektleiterin ist Julia Tieke.
Fünfmal täglich
- YNK
Islands Songs (Nicolas Perret & Silvia Ploner)
Electronic Animisms, Cosmic Diplomacies, Sonic Fabulations, Blasted Landscapes / Abundant Futures & other Field Studies.
Über fünf Kapitel, eine Vielzahl von Klängen, Imaginationen und Gedanken entfaltend, untersucht YNK Beziehungen zu Nichtmenschen, Natur, Körper und Materie.
Mitwirkende: Samira Agnihotri, ARBIMON Network, Christos Astaras, Aung Si, Rohini Balakrishnan, Marconi Campos Cerqueira, Dipesh Chakrabarty, Yannick Dauby, Sturla Friðriksson, César Enrique Giraldo Herrera, Tuula Karpinen, Antti Kero, Unto K. Laine, Olivier Lapert, Borgþór Magnússon, David Mollin & Salomé Voegelin, Native Instrument, Oceans Networks Canada, Erling Ólafsson, Juno Salazar Parreñas, Andrew Pekler, Iégor Reznikoff, Rockethouse Productions (Matt Thompson & David Hendy), Tomoko Sauvage, Janne Särkelä, Bjarni D. Sigurðsson, Juanita Sundberg, TERN Australia
Auf Sendung: 17. Juni–7. Juli, 11:10–11:40 Uhr
SAVVY Funk Team
Programmverantwortliche und Kuratoren: Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Marcus Gammel, Elena Agudio
Koordinatoren: Tina Klatte, Maximilian Netter
Kuratorische Assistentin: Sol Izquierdo de la Viña
Management: Lema Sikod
Management Assistentin: Lynhan Balatbat
Experimentelles Radio der Bauhaus-Universität Weimar, Studiengang Kunst und Gestaltung:
Unter Leitung von: Prof. Nathalie Singer, Martin Hirsch
Radiosendung: Konrad Behr, Jennifer Fuchs, Jan Glöckner, Grit Lieder, Johann Mittmann, Janine Müller, Benjamin Serdani, Corinna Thamm, Josephine Tiede, Severin Schenkel, Andreas von Stosch, Markus Westphal
Ausstellungsdesign und Archivrecherche: Anna Rupp, Rosa Süß, Rafael Brasil Sabino, Alejandro Weyler. Aus dem EXPA Archiv und der Sammlung von Nathalie Singer / Sourced from the EXPA Archive and the collection of Nathalie Singer
SAVVY Contemporary:
Elena Agudio, Antonia Alampi, Jasmina Al-Qaisi, Aouefa Amoussouvi, Lynhan Balatbat, Juan Blanco, Federica Bueti, Pia Chakraverti-Wuerthwein, Johanna Gehring, Janine Georg, Sol Izquierdo, Anna Jäger, Hounyeh Kim, Cornelia Knoll, Saskia Köbschall, Lisa Kolloge, Corinna Kuehnapfel, Nathalie Mba Bikoro, Siyah Mgoduka, Bonaventure Ndikung, Abhishek Nilamber, Beya Othmani, Elena Quintarelli, Marleen Schröder, Jörg-Peter Schulze, Lema Sikod, Jorinde Splettstößer, Marlon Van Rooyen, Laura Voigt, Elsa Westreicher, Johanna Wild
Dank an Johannes Kühn and Carolin Würthner at Kuehn-Malvezzi Architects. Gefördert durch den Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar
The archive section of SAVVY Funk is accommodated within MUTANT MATTERS by Lorenzo Sandoval and S.T.I.F.F., and co-produced with ar/ge kunst, Kunstverein Bolzano.