War Krzysztof Niemczyk (1938–94) ein Künstler? Ein Revolutionär? Ein Heiliger? Ein Perverser? Ein Stratege?
Und wenn er Revolutionär war, um welche Revolution ging es ihm dabei? Um eine, die den Lauf der Geschichte verändern sollte, oder eine, die jeden Tag stets aufs Neue das Individuelle allen gesellschaftlichen Kodes entgegensetzte?
Und wenn er Stratege war, worin bestand das Ziel seiner Strategie?
Handelte es sich bei den öffentlichen Aktionen, die Niemcyzk unter der Polizeiherrschaft Polens in den 1960er Jahren durchführte und die mit beispielloser Härte unterdrückt wurden, um reinen Selbstzweck? Eine Strategie ohne Ziel nennt man Anti-Strategie. Doch auch sie besitzt nichtsdestotrotz die Qualität eines VERSUCHS.
Das Fehlen eines Ziels beweist keineswegs die Abwesenheit eines Widersachers, die Abwesenheit eines Feindes, dem man sich stellen muss. In Niemcyzks Fall lautete der Name dieses Feindes LÜGEN.
—Anka Ptaszkowska