Das Scratch Orchestra wurde im Juli 1969 gegründet. Es ging aus einer Reihe von Kompositionsklassen hervor, die am Morley College in London von Avantgardemusiker_innen und Künstler_innen, die an der Erforschung von Klang interessiert waren, besucht wurden. In seiner „Verfassung“ wird es beschrieben als „eine große Zahl von Enthusiasten, die ihre Ressourcen (dabei nicht in erster Linie materielle Ressourcen) teilen und sich zu Aktionen versammeln (Musikmachen, Performance, Lernen)“. Das Scratch Orchestra, dessen Mitglieder sich auf unterschiedlichen Niveaus ihrer musikalischen Ausbildung befanden, performten ihre Musik from the scratch [also ganz von vorne an], häufig basierend auf verschriftlichten Anweisungen oder grafischen Partituren. Das Orchester spielte in Stadthallen und Dorfsälen, an Universitäten, in Jugendclubs, Parks und Theatern. Aufgrund der Regelmäßigkeit der Performances in der kurzen Zeit des Bestehens des Orchesters (es war bis etwa 1974 aktiv) enstand eine Art musikalische Gemeinschaft; eine intensive Erfahrung von Spiel, Reisen und gemeinsamem Zusammenleben.
—Howard Slater
Scratch Cottage, so wie es erstmalig bei der Ausstellung Art Spectrum in London 1971 installiert wurde, war ursprünglich als Ort des Spiels konzipiert – isoliert vom Kontext der „High Art“.
Meine Idee bestand darin, die – zumeist klassisch ausgebildeten – Musiker_innen dazu zu bringen, mit ihren eigenen Händen einen Schutzraum zu bauen. Das Material bestand aus wiederverwerteten unbehandelten Fußbodenbalken und alten Türen. Jeder Musiker und jede Musikerin oder kleine Gruppen schufen mit den einfachsten Handwerkzeugen – Hämmern, Sägen und Nägeln –, strukturelle Rahmen. Diese wurden zusammengenagelt und formten so eine einfache Abschließung.
Ein solcher Ansatz richtete sich auf dem basalen Niveau kollektiven Materialengagements gegen die Ästhetik der Schönen Künste. Das war ein Verweis auf meine Arbeit zum Eigenbau traditioneller Behausungen.
—Stefan Szczelkun