Lionel Wendt (1900–44) hinterließ ein einflussreiches Erbe als Fotograf, Konzertpianist, Kritiker und Gründungsmitglied der Gruppe 43 in Sri Lanka. Die Gruppe 43 versammelte praktizierende Künstler der Moderne, die sich von Akademismus und viktorianischem Naturalismus abgewandt hatten, die die Kolonialzeit bestimmten. Wendts Familie war niederländischer Abstammung; er selbst wurde in England zum Rechtsanwalt ausgebildet, ehe er nach Sri Lanka zurückkehrte, wo er zur Kamera griff und die Photographische Gesellschaft von Ceylon mitbegründete.
Die Auswahl der gezeigten Werke umfasst die Fotografien eines traditionellen Tänzers, der sein Kostüm für das Perahera-Fest vorbereitet, einer Tiermaske, die bei rituellen Umzügen benutzt wird, und Aufnahmen vom gefeierten Kandyan-Musiker Surumba beim Trommeln. Wendts Fotografie fing die elementare Bedeutung gelebter Traditionen und indigener Ausdrucksmöglichkeiten in Ceylon ein; doch sie stellt auch eine Chronik des alten Erbes der Insel dar, der Arbeitsabläufe in den Tee- und Kokosnussplantagen und des Alltags in den Fischerdörfern. Wendt benutzte seine Kamera dazu, mit Bildausschnitten und Belichtungszeiten zu experimentieren. Wendt schuf eindringliche Porträts von Männern und Frauen. Er zeigte sie als verletzliche und performative Körper, wobei er in diesen Bildern auch offen Sexualität zum Ausdruck brachte.
Wendt war für den britischen Filmemacher Basil Wright von entscheidender Bedeutung, der den preisgekrönten experimentellen Dokumentarfilm Song of Ceylon (1934) drehte, welcher ursprünglich vom Empire Marketing Board in Auftrag gegeben worden war. Wendt sprach dabei die Off-Stimme, die sich durch die komplexe Erfahrung der Geschichte Ceylons hindurchbewegt, wobei archäologische Aufzeichnungen, Robert Knox’ Abhandlung An Historical Relation of the Island Ceylon aus dem 17. Jahrhundert, Aspekte des spirituellen Lebens des Buddhismus, die imperiale Wirtschaftsordnung und die Arbeitsbedingungen und -verhältnisse in der kolonialen Moderne miteinander verwoben werden.
—Natasha Ginwala