Die Revolution in Rojava im westlichen Kurdistan ist unter linken Gruppen und Organisationen international beliebt. Trotz des immensen sozialpolitischen Nutzens und der kolossalen, grundlegenden Veränderungen, die es dort in Bezug auf Gender-, Demokratie- und Ökologiefragen gab, betrachten die internationalen Medien Rojava und die Kurd_innen noch immer aus eurozentrischer und orientalistischer Perspektive, insbesondere, wenn es um weibliche kurdische Kämpferinnen geht. Selbst von links gibt es jedoch kaum eine Reflexion der Ideologie, die die Kämpferinnen antreibt und die eine solide, demokratische und feministische Grundlage für Rojava gewährleistet hat. Das Medieninteresse gilt, wenn überhaupt, der radikalen Demokratie und ihren „anarchistischen“ Wurzeln im von Murray Bookchin begründeten Libertarian Municipalism (Libertäre Gemeinschaft). Es ist jedoch die als Jineologie (weibliche Wissenschaft) bekannte Ideologie, die hinter der Frauenbewegung steckt und als radikale Demokratie den sogenannten Demokratischen Konförderalismus untermauert. Diese Denkschule stammt allein von kurdischen Aktivistinnen und Kämpferinnen. Es ist diese Ideologie, in Verbindung mit staatenloser Demokratie, die in Rojava weitere Erforschung und Aufmerksamkeit verdient.
Hawzhin Azeez ist Kurdin und stammt aus dem südlichen Kurdistan (Nordirak). Um Saddam Husseins völkermörderischer Anfal-Vernichtungskampagne zu entkommen, wanderte sie 1994 mit ihrer Familie nach Australien aus und studierte Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen an der University of Newcastle, wo sie ein PhD erwarb. Sie gehört dem Kurdistan Nationalkongress (KNK) und dem Kobanê Reconstruction Board an. Seit neun Monaten lebt sie in Kobanê, um den Wiederaufbau des Kantons voranzubringen. Sie hat zu Themen des Wiederaufbauprozesses allgemein und besonders zum Fehlen eines humanitären Korridors nach Kobanê Arbeiten publiziert.