34 Freiheitsübungen: #29 Trans*: Bodies and Power in the Age of Transgenderism 
von Jack Halberstam

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Jack Halberstam, Eröffnung der Öffentlichen Programme der documenta 14 im Parko Eleftherias, Foto: Stathis Mamalakis

Halberstams neuste Forschung beschäftigt sich mit der exponentiellen Ausweitung der öffentlichen Diskussion um Transgeschlechtlichkeit im vergangenen Jahrzehnt in den USA und Europa. In seinem Buch Trans*. A Quick and Quirky Account of Gender Variability (Trans*. Ein kurzer quirliger Bericht über Gender-Veränderlichkeit, erscheint 2017), analysiert Halberstam die Gründe für diese Veränderung: Was einmal als ungewöhnliche oder gar bedauernswerte Störung galt, ist inzwischen akzeptierte Artikulation geschlechtlicher Verkörperung und der gesellschaftliche Boden eines neuen politischen Engagements. Wie hat sich eine noch vor kurzem so stigmatisierte Identität zu einer so wichtigen Artikulation eigener und fremder Identität in den USA und Europa entwickelt? Was treibt die anhaltende Faszination für transgeschlechtliche Verkörperungen, und inwiefern hat die Anerkennung ihrer Legitimität gegenwärtige Geschlechterprotokolle in den USA verändert? Was ist die Geschichte von Gender, und wie verhält sich diese zur Geschichte der Sexualität, Ethnizität, körperlicher Leistungsfähigkeit (bzw. Behinderung) und Gesundheit? Ob es nun um die Form bevorzugter geschlechtsspezifischer Personalpronomen oder um neue Kategorien geschlechtlicher Identität (agender, androgyn, cisgender) geht: Die Sichtbarkeit von Transgender muss als Teil einer größeren Veränderung im Umgang mit der Klassifikation, dem Benennen und Bewohnen des menschlichen Körpers gelten. Während auf Facebook und in anderen sozialen Medien neue Gender-Protokolle zum Ausdruck gebracht werden, die in Richtung fortschrittlicherer, flexiblerer oder sogar dezentrierter Geschlechtszuschreibungen weisen, könnte es umgekehrt sein, dass die zunehmende Beweglichkeit in Sachen des sozialen Geschlechts bereits Teil neuer Ordnungsregimes ist.

Trans* widmet sich dem Hin und Her von Reglementierung und Innovation, von Steuerung und Ausprobieren. Halberstam verzeichnet Änderungen im Bereich von Trans-Identitäten in einer Matrix von geschlechtlichen Identitäten und Praktiken. Er zeigt in seinem Beitrag für die documenta 14 auch, dass vermehrte Sichtbarkeit für jegliche Minderheit oder Bevölkerungsgruppe Vor- und Nachteile hat, dass mit ihr Anfälligkeiten und Potenziale einher gehen.

Jack Halberstam ist Visiting Professor of English Studies and Comparative Literature and Gender Studies an der Columbia University. Er ist Autor von Gaga Feminism: Sex, Gender, and the End of Normal (2012), The Queer Art of Failure (2011), In a Queer Time and Place (2005), Female Masculinity (1998) und Skin Shows: Gothic Horror and the Technology of Monsters (1995). Zurzeit arbeitet er an mehreren Projekten, darunter an einem Buch mit dem Titel WILD THING über queere Anarchie, Performance- und Protestkultur, sowie über bildliche Darstellungen von Anarchie und deren Überschneidungen mit Tierwelt, Mensch und Umwelt.

Gepostet in ­­­Öffentliche Programme
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