Für Prinz Gholam ist der vom Verkehrslärm geprägte und wenig beachtete Lutherplatz mit seinen verwitterten und schiefen Grabmälern aus dem 19. Jahrhundert nicht nur ein öffentlicher Ort, sondern ein musealer Kontext, in den sich verschiedene Epochen eingeschrieben haben, die bis zu den Bauten nach dem zweiten Weltkrieg reichen.
In ihrer Performance stellen Prinz Gholam mit ihren zeitgenössischen Körpern die erfundenen, doch sehr realen Fantasien, Phantasmen und Ideologien dar, die die westliche Kultur in Bezug auf ihre, zum Teil nur imaginierte, kulturelle Vergangenheit geschaffen hat. Die Motive, mit denen sie arbeiten, sind Symbole der Kultur, die jederzeit neu angeeignet, übersetzt oder neu gelesen werden können.
Die in ihrer Bewegung angehaltenen Gesten und Haltungen dürfen sich dabei durchaus als vergebliche Versuche erweisen, sich die mitunter sehr gesuchten Darstellungen einer als allgemeingültig verstandenen Kunstgeschichte anzueignen. Das dabei entstehende Bild ist wiederum ein Simulacrum, seine Ambivalenz zeigt die sich einstellende Diskontiunität und Diskrepanz zum historischen und gegenwärtigen Kontext des Lutherplatz.