Wang Bing: Retrospektive

Wang Bing, Tie Xi Qu: West of the Tracks (2003)

Ein Filmprogramm und eine Ausstellung der documenta 14 im Gloria-Kino
7. Juni – 17. September, täglich

Die documenta 14 präsentiert eine vollständige Retrospektive der Filme von Wang Bing sowie eine begleitende Ausstellung von Archivmaterialien. 1967 in der chinesischen Provinz Shaanxi geboren, gehört Wang Bing einer Generation von unabhängigen Filmemacher_innen an, deren Arbeiten von den um die Zeit der Studentenproteste 1989 auf dem Tiananmen-Platz aufkommenden Demokratiebewegungen ausgelöst wurden. Er konstruiert alternative, bildfokussierte Narrative, die den etablierten Diskursen über das heutige China zuwiderlaufen und minutiös die schwierigen sozioökonomischen Lebensbedingungen in einem autoritären Regime beleuchten – einem Regime, das einen rasanten Prozess gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels erlebt und nach der Umsetzung eine sozialistischen Politik nun zu liberalen Wirtschaftsmaßnahmen umschwenkt. Wang Bings Kinodebüt Tie Xi Qu: West of the Tracks (2003) schildert den wirtschaftlichen Niedergang eines der am dichtesten besiedelten Industriegebiete im Nordosten Chinas. Das einstige Herzstück der Planwirtschaft mit seiner arbeitsintensiven staatseigenen Industrie aus Hochöfen und Stahlütten ist heute gefangen zwischen dem kommunistischen Erbe und einer kapitalistischeren Zukunft. Wirtschaftsreformen und Insolvenzen haben zu Abriss und Leerstand geführt und Scharen von verzweifelten Arbeiter_innen hinterlassen. Die regelmäßige Filmvorführung der West of the Tracks-Trilogie wird ergänzt durch eine Fotoserie, mit der der Künstler das Entstehen des Films festgehalten hat.

Wang Bings jüngste Filme Ku Qian: Bitter Money (2016) und 15 Hours (2017) folgen Landarbeiter_innen, die zur Arbeit in den Kleiderfabriken in die Stadt Huzhou in der Provinz Zhejiang zogen – Fabriken von Konzernen, die rund 200.000 Wanderarbeiter_innen pro Jahr unter extrem ausbeuterischen Bedingungen beschäftigen. Der Filmemacher hat sich ebenfalls mit der politischen Vergangenheit Chinas auseinandergesetzt. Im Fokus stehen dabei die Anti-Rechts-Bewegung der späten 1950er Jahre und ihre Folgen. Wang Bing hat über Jahre materielle Beweise gesammelt und Zeugenaussagen aufgenommen, um die Inhaftierung von Intellektuellen und Künstler_innen in Erziehungs- und Arbeitslagern nachzuzeichnen. Viele von ihnen starben an Erschöpfung oder Krankheit oder verhungerten, wie seine Filme He Fengming (2007), Jiabiangou: The Ditch (2010) und Yizhi: Traces (2014) beschreiben und reflektieren. Die Begleitausstellung präsentiert verschiedene dieser Bilddokumente und schriftlichen Zeugnisse.


Jeden Montag
10 Uhr: Tie Xi Qu: West of the Tracks, Teil I: „Rust“ (2003), VRC, 240 Min. Mandarin und engl. Untertiteln
14:15 Uhr: Tie Xi Qu: West of the Tracks, Teil II: „Remnants“ (2003), VRC, 176 Min. Mandarin und engl. Untertiteln
17:30 Uhr: Tie Xi Qu: West of the Tracks, Teil III: „Rails“ (2003), VRC, 135 Min., Mandarin und engl. Untertiteln

Jeden Dienstag
10 Uhr und 16:30 Uhr: He Fengming (2007), Hongkong (VRC), 184 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
13:15 Uhr und 16 Uhr: Yizhi: Traces (2014), Hongkong (VRC), 25 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
14 Uhr: Jiabiangou: The Ditch (2010), Hongkong (VRC)/Frankreich/Belgien, 112 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

Jeden Mittwoch
10 Uhr, 14 Uhr und 18 Uhr: Tong dao: Coal Money (2009), Hongkong (VRC)/Frankreich, 52 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
11 Uhr und 15 Uhr: San zimei: Three Sisters (2012), Hongkong (VRC)/Frankreich, 152 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

7:40 Uhr*: 15 Hours (2017), Hongkong (VRC), 900 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
* Am 14. Juni, 12. Juli, 2. August und 30. August

Jeden Donnerstag
10 Uhr und 15 Uhr: Fu yu zi: Father and Sons (2014), Hongkong (VRC)/Frankreich, 97 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
12 Uhr und 17 Uhr: Ta’ang (2016), Hongkong (VRC)/Frankreich, 148 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

Jeden Freitag
10 Uhr und 17:30 Uhr: Wuming zhe: Man with No Name (2010), Hongkong (VRC), 92 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
13 Uhr: Feng ai: ’Til Madness Do Us Part (2013), Hongkong (VRC)/Frankreich/Japan, 227 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

Jeden Samstag
10 Uhr und 15 Uhr: Ku Qian: Bitter Money (2016), VRC/Frankreich, 152 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
13 Uhr und 18 Uhr: Fang Xiu Ying: Mrs. Fang (2017), Hongkong (VRC)/Frankreich, 85 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

Jeden Sonntag
10 Uhr: Feng ai: ’Til Madness Do Us Part (2013), Hongkong (VRC)/Frankreich/Japan, 227 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
14 Uhr: He Fengming (2007), VRC, 184 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln
17:30 Uhr: San zimei: Three Sisters (2012), Hongkong (VRC)/Frankreich, 152 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln

Mittwoch, 7. Juni
20:30 Uhr: Weltpremiere von Fang Xiu Ying: Mrs. Fang (2017), Hongkong (VRC)/Frankreich, 85 Min. Mandarin mit engl. Untertiteln, mit einer Einführung von Wang Bing und Emmanuel Burdeau

Gepostet in Notizen am 07.06.2017
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