Das Klangspektrum von Glocken definiert Hoheitsgebiete und trennt die eine Gemeinschaft von der anderen entlang kultureller, religiöser oder ideologischer Bruchlinien. Glocken verbinden auch Menschen. Wenn sie mit großer Sorgfalt gestimmt werden, ist ihre Tonreinheit und Klangfülle Anlass für gemeinsamen Stolz. Umgekehrt hat der Raub von Glocken – meist im Zuge kriegerischer Handlungen – die erbittertsten Feindschaften nach sich gezogen. 2015 unternahm der Komponist und Künstler Samson Young eine Reise um die Welt, um historische Glocken aufzusuchen und aufzunehmen, die Vorstellungen politischer, rassischer, ideologischer, religiöser und zwischenmenschlicher Gegensätze konkretisiert haben. Darunter sind Warnglocken für die Sklavenhändler von Mombasa, Kenia; eine von den Nazis im polnischen Bydgoszcz konfiszierte Glocke, die nach dem Krieg auf langen Umwegen zurück in die Stadt fand; die große Pfauenuhr in der St. Petersburger Eremitage, eine Liebesgabe des Grafen Potemkin für Katharina die Große; sowie eine „zum Schweigen gebrachte“ Kirchenglocke aus Spanien, die als Lüster nunmehr stumm von der Decke der Al-Qarawiyyin-Moschee in Fez, Marokko, hängt. Such Sweet Thunder ist eine einstündige Komposition, die diese Glockenklänge zu einem dichten Teppich widerstreitender Obertöne und Dissonanzen verwebt.