Montag, 20. Februar 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Rabo de Peixe (Fish Tail), 2015, Portugal, 103 Min.
Regie: Joaquim Pinto und Nuno Leonel
Joaquim Pintos und Nuno Leonels Film Rabo de Peixe porträtiert „eine Insel auf einer Insel“. Rabo de Peixe, ein Fischerdorf auf der Insel São Miguel, bildet die größte Gemeinschaft von Menschen auf den portugiesischen Azoren, die noch der traditionellen Fischerei nachgehen. Der Neuschnitt des Films, der ursprünglich aus dem Jahr 2003 stammt, verbindet ethnografische Beobachtung mit soziologischer Recherche. In tagebuchartigem Stil und nostalgischem Ton werden die männlichen Angehörigen zweier Generationen von Fischern in Rabo de Peixe und ihr Alltag, ihre Wünsche und ihre Kämpfe abgebildet. Auf diese Weise liefern die beiden Regisseure einen einzigartigen Bericht ab über die Bedingungen des traditionellen Fischfangs heute, seinen Kontext und seine Herausforderungen und Bedrohungen.
Erzählt von den Off-Stimmen der beiden Filmemacher, die persönliche Gefühlsregungen mit soziologischer Analyse und Eindrücken von einer Reise vermengen, kreist Rabo de Peixe zur Gänze um zwei maskuline Bereiche. Pintos und Leonels Leben als Paar und das Leben der Fischer, das im selben Zug als kollektives wie auch als individuelles gezeigt wird, existieren harmonisch in diesen beiden parallelen Registern. Entlang dieser zwei Zonen entfalten sich die basalen Emotionen, die allen menschlichen Beziehungen zugrunde liegen – Liebe, Sorge, Angst, Freude und Trauer.
Die realistische und achtsame Darstellung von Menschen, Orten und Situationen wird von traumähnlichen Unterwasseraufnahmen kontrastiert. Das Porträt von Lebenswelt und Lebensformen in den Tiefen des Meeres führt eine radikal andere Zeiterfahrung in den Film ein. Es sind Momente abstrakter Schönheit, die den Filmblick um einen zutiefst persönlichen und poetischen dokumentarischen Ansatz erweitern.
—Filipa Ramos, Autorin und Redakteurin