Montag, 27. März 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Baghé Sangui (The Garden of Stones), 1976, Iran, 81 Min.
Regie: Parviz Kimiavi
Baghé Sangui von Parviz Kimiavi gewann 1967 bei den Berliner Filmfestspielen den Silbernen Bären. Der 1939 in Teheran geborene Kimiavi lebt heute in Paris und ist für die iranische New Wave eine Kultfigur. Er studierte an der École Louis-Lumière in Paris Film und Fotografie und arbeitete für das französische Fernsehen, ehe er 1969 wieder in den Iran zurückkehrte, wo er zum Pionier des dortigen Alternativkinos wurde.
Man hat seine Filme als „ethnografische“ oder „postkoloniale“ Studien beschrieben, doch keine dieser Etiketten passt zu Kimiavi und seinem filmischen Stil, vergleicht man diesen mit dem konventionellen Kanon des Westens. Wie Sie sehen werden, ist es weitaus zutreffender, sein Filmschaffen als surreal zu bezeichnen, da seine Arbeiten – im Bewusstsein eines Kinos als Maschine, die Geschichten erzählt – die Fremdartigkeit der Wirklichkeit zeigen, indem sie ungewöhnliche Erscheinungen und exzentrische Figuren in den Blick nehmen. Im Fall von Baghé Sangui ist dies der außergewöhnliche Schäfer Darwish Khan Esfandiarpur. In anderen Arbeiten folgte Kimiavi dem Leben eines Eremiten und zeigte, wie neue Technologien das Gewebe des Lebens wie eine Invasion bestürmen.
Kimiavi steht für die Kehrseite der „ländlichen Poesie“ der iranischen Avantgarde, die von Kindergeschichten, dem Leben auf dem Dorf und pittoresken Landschaften fasziniert ist. Er ist ebenso Medientheoretiker wie Filmemacher: Das Medium ist immer die Botschaft, die Kamera keineswegs neutraler Beobachter. Dies zeigt Baghé Sangui, der einen taubstummen Mystiker begleitet, in dessen Namen zahlreiche Stellvertreter das Wort ergreifen und dabei jeweils ihrem eigenen Interesse folgen.
—Sohrab Mohebbi, Autor und Kurator