Montag, 19. Juni 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
He Who Eats Children, 2016, USA, 25 Min.
Atlantis, 2014, USA/Malta, 24 Min.
TRYPPS #7 (Badlands), 2011, USA, 10 Min.
Regie: Ben Russell
Ben Russell, der Regisseur von Trypps #7 (Badlands), Atlantis und He Who Eats Children, ist ein Filmemacher auf Wanderschaft. Von Vanuatu bis Rhode Island betont und befragt er die Verwandtschaftsbeziehung zwischen dem Kino und dem Reisen, die seit den frühesten Jahren dieses Mediums besteht. Wo auch immer er dreht, immer muss mit dem Anderen gerechnet werden – mit anderen psychischen Zuständen, anderen Lebensweisen, anderen Kulturen, und nicht zuletzt mit dem Kino selbst.
In Trypps #7 (Badlands) schluckt eine Frau inmitten der spektakulären Landschaft des Badlands-Nationalparks in den USA LSD. Was anfänglich die Aufzeichnung einer intensiv subjektiven psychedelischen Erfahrung zu sein scheint, verwandelt sich vermittels der hypnotischen Drehungen eines Spiegels in eine Untersuchung, inwieweit die Kamera selbst veränderte Wahrnehmungszustände zu induzieren vermag.
In Atlantis überlagern sich Fiktion und Nonfiktion und fordern sich wechselseitig heraus. Atlantis ist zugleich Dokumentarfilm über einen Ort und utopische Fabel – der Film durchwandert Malta, um das versunkene Paradies wieder heraufzubeschwören und die Frage zu stellen, wie eine ideale Gesellschaft aussehen könnte.
He Who Eats Children ist das surreale Porträt eines Holländers, der im Dschungel Surinams lebt. Durch Legende und Spiel bewegt sich Russell vom Besonderen hin zum Allgemeinen, wenn er in der Geschichte eines einzelnen Mannes das Erbe des Kolonialismus aufbrechen lässt.
In Russells Filmen ist das Bewegtbild Vermittler beim Zusammentreffen mit dem Anderen. Unter seinen Händen wendet sich das ethnografische Kino von der Dominierung des Lebens und der pseudowissenschaftlichen Reproduktion des Augenscheins ab und richtet sich stattdessen auf Verwandlung, Enthüllung und gegenseitige Einflussnahme aus.
—Erika Balsom, Filmwissenschaftlerin und Dozentin