Montag, 14. August 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Bathers (Louomenoi), 2008, Griechenland, 46 Min.
Regie: Eva Stefani
Der Titel von Eva Stefanis Film Bathers verweist auf eine Tradition der Malerei, die im 19. Jahrhundert gleichzeitig mit dem Aufkommen von Freizeit, der Nudistenbewegung und der Liebe zur Natur entstand. Die berühmtesten Beispiele dafür sind die Badenden von Edgar Degas oder Paul Cézanne.
Obgleich es sich bei dem gewählten Medium nun um Film handelt, beschreibt auch Stefani das heilsame Bad in Kuranstalten wie Edipsos, Philippi und Ikaria. Die Badenden sind hier ältere Menschen, die sich aber wie Teenager verhalten. Während der Sommerferien vergessen sie das Leben im Winter, das von klaren gesellschaftlichen Rollen bestimmt wird. Sie tauchen in die Heilwasserquellen ein und singen den ganzen Tag; doch tief im Innern fürchten sie den Tod; wissen nicht, ob sie sich im nächsten Sommer wiedersehen werden.
Eva Stefani folgt ihren Badenden nicht bloß mit einem „Kino der Beobachtung“, wie sie selbst sagt, und sie „dokumentiert“ auch nicht einfach griechische Kuranstalten, indem sie ihren Film zu einem „Spiegel der Wirklichkeit“ macht. Mittels ihrer ästhetischen Entscheidungen durchbricht sie stattdessen die Grenzen des Dokumentarischen. Einerseits zeichnet der Film eine spezifische historische Zeit auf (das Jahr 2008), in der die Krise bereits am Horizont heraufdämmerte. Anderseits lässt er die Entfaltung einer großen Zeitentiefe zu, denn die Charaktere scheinen im Laufe der letzten drei Jahrzehnte gleich einem Ritual immer wieder denselben Sommer zu durchleben. Auf diese Weise wird das Historische mit dem zeitlosen Wesen der Wiederholung verwoben.
Die Bathers – die sich nicht nur Schlammpackungen auflegen, sondern bereits selbst so aussehen, als seine sie aus Ton gemacht — geraten deshalb möglicherweise zu einer Allegorie auf das Phänomen des Lebens insgesamt.
—Maria Oikonomou, Research Associate und Lehrbeauftragte für Neogräzistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Wien