Montag, 28. August 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Lmuja (The Wave), 2015, Algerien, 37 Min.
Regie: Omar Belkacemi
The Wave von Omar Belkacemi erzählt die Geschichte des algerischen Journalisten und Schriftstellers Redouane, der aus Europa zurückkehrt, um über eine Selbstmordwelle in seiner Heimat während der Zeit der Massenentlassungen in den späten 1990er Jahren zu berichten.
Redouane zieht in die Hafenstadt Béjaïa, wo er mit seiner Schwester Latifa, ihrem Sohn und ihrem Ehemann Mokrane, der mit Depressionen kämpft, seit er seine Arbeit verloren hat, zusammenwohnt. Der Film verfolgt die eskalierende Familienkrise mit, die schließlich in Redouanes Entscheidung gipfelt, die Aufzeichnung der Ereignisse aufzugeben, weil er sich persönlich zu sehr involviert fühlt, um objektiv über sie berichten zu können.
Anhand des Porträts einer einzelnen Geschichte der Verzweiflung, die abstrakte Bedingungen in die häusliche Sphäre überträgt, erschließt Belkacemi die Komplexität einer nationalen Misere. Während die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre in Algerien international nur wenig bekannt ist, hatte sie weitreichende und langanhaltende Auswirkungen auf die gesellschaftliche Struktur des Landes. Als Algerien gegen die Bedrohung durch den Terrorismus kämpfte, erzwangen die Strukturmaßnahmen des Internationalen Währungsfonds die Schließung von mehr als tausend staatlichen Unternehmen, was zu mehr als 500.000 Entlassungen führte.
Mit schonungslosem Blick und ohne jemals die schwierige Balance zwischen Objektivität und Empathie zu verlieren, beschreibt Belkacemis Film die heutige internationale Politik und Wirtschaft. Die Effekte dieser Strategien lassen sich vom algerischen Kontext auf andere ähnliche Krisen übertragen.
—Filipa Ramos, Autorin und Redakteurin