Die documenta 14 in Kassel könnte im Untergrund beginnen. Ein möglicher Einstiegspunkt ist der stillgelegte Tunnel am KulturBahnhof (Kassels Hauptbahnhof), durch den 2005 nach vierzigjährigem Betrieb der letzte Zug fuhr. Eröffnet wurde er 1968, im Jahr der vierten und letzten documenta ihres Gründers Arnold Bode, um den zunehmenden regionalen Zugverkehr von und nach Kassel aufzufangen. Die untere Ebene erinnert an eine Durchgangsstation – in diesem Falle von Kunst, die möglicherweise gerade erst angekommen ist oder aber in Kürze weiterreisen wird. Die obere Ebene, eine ehemalige Einkaufsgalerie mit den Überresten eines mutwillig zerstörten Stadtplans von Kassel aus farbigem Glas von Dieter von Andrian (1925–1992), fungiert ebenfalls als Schwelle, an der man feststellt, dass die Vorstellung von Lernen und Bildung ständig und notwendigerweise im Fluss ist. Obwohl ein Hauch von Trostloskeit über diesem unterirdischen Ort liegt, ist am Ende des Tunnels im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht zu sehen: Vom Ausgang gelangen die Besucher_innen rasch zu den Hauptveranstaltungsorten der documenta 14 in der Kasseler Nordstadt.