Ganz offensichtlich muss ich dieses Problem lösen. Von 1954 bis 1958, also vier Jahre lang, habe ich halbherzig den Menschen zugehört, die mir immer wieder sagten, dass in meinen Gemälden Musik liegt. Weil ja doch niemand die Musik aus den Gemälden herausbekam, ließ ich sie reden und kümmerte mich nicht weiter darum. Die Zeit war einfach nicht reif dafür.
—Sedje Hémon
Kurz nach diesem Statement kam die Musik heraus. Hémon, deren Leben gekennzeichnet war durch ihre Erfahrungen in der Shoah, absolvierte eine Ausbildung zur Korsagendesignerin und danach als Violinistin, definierte ihr Leben später ganz neu als Malerin, Komponistin, Theoretikerin und Designerin. In ihrer Praxis spielte Transdisziplinarität und die Integration und Übertragung verschiedener Disziplinen eine wichtige Rolle, was auch ihre Gemälde widerspiegeln.
Die für die documenta 14 in Athen gezeigten Gemälde wurden auf der Grundlage ausgewählt, dass sie alle in Athen in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren enstanden. Die meisten von dienen ihnen als Partituren für musikalische Aufführungen, unter anderem mit dem Symphonieorchester Athen. Die in Kassel ausgestellten Gemälde stellen, obwohl sie Partituren sind, auch einen Kern der Praxis von Hémon dar: Naturwissenschaft und Epistemologie in Frage zu stellen und zu fordern, diese zu überdenken.