1891–1938
1891 in Kempji, Lettland, geboren; 1898 Umzug nach Riga. Studierte an Vladimir Bekhterevs Institut für Psychoneurologische Forschung in St. Petersburg (1912–13), der Šanjavskij-Volksuniversität, und dem Komissarževskij-Theaterstudio, Moskau (1915–1918). Gründet das Kinderexperimentaltheater Orel (1918–1920). Spielt in Riga (1920–21). Besucht Deutschland und trifft Fritz Lang, Bertolt Brecht, Erwin Piscator, Bernhard Reich (1922–23). Assistiert Brecht an der Produktion von Das Leben Eduard des Zweiten von England in München; lernt Walter Benjamin in Capri kennen (1924). Spielt in Riga; Besuch von Benjamin (1925). Assistiert Piscator an Aufstand der Fischer von St. Barbara (1930). Schreibt sich am Gerasimov Institut für Kinematografie (VgiK) ein. Theaterdirektorin Lettischen Skatuve-Theater. Postdoktorandin am Lunačarskij Theaterinstitut (1933). Arbeitet in Smolensk und Kislovodsk mit Kindern in kollektiven Bauerntheatern. Zehn Jahre Zwangsarbeit in Kasachstan (1938).
1924–38
Walter Benjamin lernt Asja Lācis auf Capri kennen (Mai–September, 1924). In Herbst überzeugt Lācis Bertolt Brecht Benjamin zu treffen. Lācis und Benjamins Artikel „Neapel“, der das Konzept der Porosität einführt, wird in der Frankfurter Zeitung veröffentlicht (1925). 1925 kommt Benjamin überraschend nach Riga und besucht Lācis in Moskau (Dezember 1926–Februar 1927, siehe Moskauer Tagebücher). 1928 veröffentlicht Benjamin Einbahnstraße mit einer Widmung: „Diese Straße heißt Asja-Lācis-Straße nach der die sie als Ingenieur im Autor durchgebrochen hat“. Das Buch beinhaltet einige Kapitel zu Benjamins Besuch in Riga: „Chinawaren“, „Waffen und Munition“ und „Vergrößerungen“. 1929–30 leben Lācis und Benjamin zusammen in Berlin. Um 1929 schreibt Benjamin auf Lācis Bitte hin das “Programm für ein Proletarisches Kindertheater“, was auf ihre Erfahrung mit Orel zurückgeht. Der Kontakt zwischen den beiden wird 1934–36 wieder durch Briefe aufgenommen. Im Exil steht Benjamin in enger Verbindung zu Brecht. Lācis versucht Benjamins Flucht nach Russland zu organisieren. Lācis erfährt von Benjamins tragischem Tod erst nach ihrer Rückkehr aus dem Lagergefängnis. Frühere Briefe wurden laut Dagmāra Ķimele vom KGB konfisziert.
1938–79
Anfang 1938 wird Lācis verhaftet und im Gefängnis in Butyrki zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Kasachstan verurteilt. Ihr wird vorgeworfen, Teil einer geheimen, faschistischen national-lettischen Organisation am Lettischen Skatuve-Theater in Moskau zu sein. Die Mehrheit der Mitglieder am Skatuve wurde fälschlicherweise angeklagt, hingerichtet oder in Gulags inhaftiert. Lācis organisiert ein Theater mit den Insassen während sie Karaganda is. Rückkehr nach Lettland (1948). Arbeitet am Valmiera-Theater, erst als Gast- dann als Chefdramaturgin. Wird offiziell rehabilitiert (1955). Nimmt wieder Kontakt zu Brecht und Piscator auf und tritt offiziell der Kommunistischen Partei bei (1955). Heiratet ((den Regisseur und Theaterdirektor)) Bernhard Reich (1957). Hildegard Brenner veröffentlicht einen Brief Lācis im Magazin Alternative (1956–57). Geht in Rente und arbeitet an ihren Memoiren und anderen Schriften (1958). 1967 wird Lācis Arbeit on Ostdeutschland wiederentdeckt. “Programm für ein Proletarisches Kindertheater“, wird illegal in Ostdeutschland veröffentlicht. (1968). Revolutionär im Beruf wird 1971 herausgegeben und später ins Italienische, Spanische, und Französische übersetzt. Stirbt in Riga am 22. November 1979.