Die erst im September 2015 eröffnete Grimmwelt ist der jüngste Neuzugang zur bemerkenswerten Kasseler Museumslandschaft. Auf dem Weinberg gelegen, widmet sich das Museum dem Leben, dem Werk und der Zeit der Brüder Grimm. Es beleuchtet dabei ebenso sehr die große Beliebtheit von Volks- und Märchenkultur wie die ungeheuren wissenschaftlichen Leistungen von Jacob und Wilhelm Grimm, die auch als Verfasser eines Wörterbuchs und als Sprachwissenschaftler in Erscheinung traten.
In einem temporären Ausstellungsraum der Grimmwelt berufen sich verschiedene Projekte der documenta 14 auf Sprache und Literatur und beschwören die finsteren Ambivalenzen von Märchen und ihren düsteren moralischen Eifer herauf. Die hier gezeigten künstlerischen Arbeiten sind nicht so sehr tröstende Erzählungen über unsere Welt als vielmehr Parabeln über die Basisarchitekturen repressiver, patriarchaler und übelwollender Gesellschaften – eine Geschichte, die die Künstler_innen der documenta 14 aufzubrechen versuchen. Sie stellen sich gegen den emotionalen Rückzugsort, den solche Märchenerzählungen mit dem ihnen häufig innewohnenden Schrecken vermeintlich bieten.
Nahe der Grimmwelt auf den Weinberg-Terrassen über der Kasseler Südstadt wird im Anschluss an die Ausstellung in Athen Rebecca Belmores Marmorzelt, das zunächst vor der Akropolis in Athen zu sehen ist, neben Nathan Pohios Installation stehen, die dort hochaufgerichtet eine komplexe Willkommensgeste und ein Signal der Gastfreundschaft bildet.