Gerhard Richter, heute einer der einflussreichsten lebenden deutschen Künstler, hat seinen Besuch der documenta 2 im Jahr 1959 oft als Wendepunkt in seiner Entwicklung als Künstler bezeichnet. Besonders seine Begegnung mit dem Werk von Lucio Fontana und Jackson Pollock war für ihn bedeutsam. Zu jenem Zeitpunkt lebte Richter noch in der DDR und arbeitete im Stil des Sozialistischen Realismus. Schon zwei Jahre später, kurz vor dem Bau der Mauer, zog er in den Westen. Er entwickelte bald seine unverwechselbare, grautönige „Fotomalerei“, wie sie etwa hier in dem 1964 entstandenen Porträt des documenta Gründers Arnold Bode zu sehen ist – ein Bild, das Bode vielleicht sogar bei einer nachdenklichen Pause während der Installation der documenta 3 verewigt.
— Dieter Roelstraete