Das Jahângîr-Album wurde unter dem Patronat des vierten Mogulkaisers Nūr-ud-dīn Muhammad Salīm (1569–1627), auch bekannt unter dem Namen Jahângîr, zusammengestellt. Der Herrscher hielt einen Synkretismus aus unterschiedlichsten Religionen, ästhetischen Techniken und Ikonografien des Dekkan-Plateaus und aus persischen, hinduistischen Rajput, sowie christlichen Traditionen aufrecht. Wie sein Vater, der Kaiser Akbar, ermutigte Jahângîr eine Kultur der öffentlichen Debatte zwischen jesuitischen Missionaren und muslimischen Theologen. Im Herrschaftszeitraum dieser beiden Kaiser wurde die Miniatur- und Buchmalerei auf vielfältige Weise von der christlichen Ikonografie und der humanistischen Weltsicht der Renaissance beeinflusst. Als Quellen lassen sich unter anderem die Königliche Polyglotte (die Bibel wurde Akbar im Jahr 1580 zum Geschenk gemacht) sowie allegorische Drucke europäischer Künstler wie etwa Maerten van Heemskerck, Albert Dürer und Georg Pencz, die den Herrschern ebenfalls geschenkt wurden und alsbald Teil der kaiserlichen Bibliothek (Kitab-Khana) nachweisen. Unter den hier gezeigten Folios treten die Korrelationen zwischen Herrscherpatron und Künstler in Erscheinung, und ein relationales Rahmenwerk aus goldverzierter Kalligraphie mit Mineralpigmenten zieht sich durch die Darstellungen christlicher Ikonographie und humanistischer Renaissancemotive hindurch. Ausländische Diplomaten, wie zum Beispiel Sir Thomas Roe, führten auf Abendaudienzen beim Kaiser Jahângîr Diskussionen über Kunst und gaben Arbeiten im kaiserlichen Atelier in Auftrag.
Das Album (Murraqa auf Persisch), das auf die Zeit zwischen 1608 und 1618 datiert wird, versammelt bebilderte Kalligrafie-Bände, Naturstudien von blühenden Pflanzen, Vögeln und anderen Tieren, wie auch Szenen aus dem höfischen Leben und kaiserliche Porträts.