Listening Space Kassel

Listening Space Kassel ist ein dynamisches Dokument, das die Aktivitäten des documenta 14 Listening-Space-Programms in Athen sowie andere entscheidende klangliche Aspekte der Athener Ausstellung vereint. In Athen bezeichnet Listening Space ein Veranstaltungsprogramm, das Klang außerhalb bestehender Hierarchien der Musikproduktion und -aufführung erkundet. Die in Konzerten, Vorträgen und Performances vorgestellten Formen akustischen Ausdrucks sind von architektonischen Modifikationen, visuellen Barrieren, Lautsprecher-Arrangements, natürlichen Klangumgebungen, Höranweisungen und am Raum ausgerichteten Choreografien inspiriert. Auf diese Weise macht das Programm akustische Gegebenheiten zugänglich, die über die Hör-Semantik des Klangs hinausgehen und stattdessen Wege aufzeigen, wie seine physikalischen, gesellschaftlichen und politischen Dimensionen zur Aufführung beziehungsweise zu Gehör gebracht werden können.

In Kassel werden diese Aufführungen nicht nur dokumentiert und archiviert – ihre Zusammenstellung bildet einen sich fortspinnenden Datensatz, der sich mit der Weiterführung des Programms in Athen und mit der Laufzeit der Ausstellung in den beiden Städten erweitert. Wenn das Programm des Listening Space in Athen versucht, mit den herkömmlichen musikalischen Darbietungsweisen zu brechen, und die Hörenden in den Mittelpunkt dieser physischen Erfahrungen stellen will, so unternimmt Listening Space Kassel deren Wiederbetrachtung aus einer unweigerlich entfernten, aber ebenso persönlichen Perspektive.

Wie lesen wir durch das Medium der Audio-Aufnahme das komplexe Gewebe aus Raum, Zeit und Ort, das ein klingendes Echtzeit-Erlebnis ausmacht, und wie bahnen wir uns als Zuhörende einen Weg durch dieses Zusammenwirken? Inwiefern spiegeln sich das „Athen zuhören“ und In-Athen-Hören im Zuhören in Kassel wider? Und was hören wir, wenn die Ursache des Gehörten unseren Augen verborgen bleibt?

Während die Klangperformances in Athen konkrete Bedingungen und damit ein spezifisches Hören und einen gemeinsamen Raum schaffen, fordern die Audio-Aufnahmen dieser Ereignisse die Zuhörenden auf, diesen Raum hörend nachzuzeichnen und sich dabei seiner Auswirkungen auf den eigenen Körper und Geist bewusst zu werden. In Kassel stellt eine direkte Bedienoberfläche den Zuhörer_innen entscheidende Aspekte der akustischen Erfahrung zur Verfügung, um so Mechanismen von Ton und von dessen Wahrnehmung aktiv erfahrbar zu machen. Pauline Oliveros schrieb einmal: „Dem Raum zuzuhören verändert ihn und ein sich verändernder Raum verändert das Zuhören.“

Listening Space Kassel wird kuratiert von Paolo Thorsen-Nagel, dem Berater für Sound und Musik der documenta 14.


Quasim Ahmad, Sam Auinger, Giorgos Axiotis, Stratos Bichakis, Pina Bounce, Anthony Burr, Panos Charalambous, Chris Chondropoulos, Charles Curtis, Dessner brothers, Philipp Gropper, David Grubbs, Lawrence Abu Hamdan, Mette Henriette, IONE, Athina Katsanevaki, Liz Kosack, Christina Kubisch, Brandon LaBelle, Katalin Ladik, Lala Rukh, Alvin Lucier, Sébastien Marteau, Ed McKeon, Bruce Odland, Pauline Oliveros, Aki Onda, Dafne Vicente Sandoval, Dan Peter Sundland, Akio Suzuki, Efthimis Theodossis, Paolo Thorsen-Nagel, Jan St. Werner, Keith Fullerton Whitman, Seth Parker Woods, Peter Zinovieff

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
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