Yugoexport ist ein „blindes, blockfreies, mündliches Unternehmen“, das von der documenta 14 Künstlerin Irena Haiduk 2015 gegründet wurde. In den USA (wo Unternehmen Personen sind) handelsgerichtlich eingetragen, in Paris eröffnet und mit Firmensitz in Belgrad, geht es seinen unternehmerischen Zielen weiterhin nach.
Yugoexport setzt diese Firmenziele bei der documenta 14 grundsätzlich fort — es geht um die Verteilung von ergonomischem Schuhwerk an die weibliche Belegschaft der documenta gGmbH in Athen.
Alle Frauen (oder vielmehr all jene, denen unabhängig von Gender die Aussicht auf ergonomisches Damenschuhwerk verlockend scheint), die für die documenta 14 arbeiten, sind berechtigt, ein Paar Borosana-Schuhe unter der Rubrik Nine Hour Delay zu bestellen, einer Arbeit, die Haiduk in kleinerem Maßstab 2012 ins Leben gerufen hat und die jetzt von Yugoexport übernommen wurde.
Über Nine Hour Delay schreibt Irena Haiduk: „Der Borosana Schuh wurde über einen Zeitraum von neun Jahren (1960–69) in der Zentrale der Borovo-Gummiwerke in Vukovar, Jugoslawien, entwickelt. Nachdem er entworfen und von der weiblichen Belegschaft der Borovo-Werke und einem orthopädischen Chirurgen getestet worden war, war das Tragen dieser Schuhe für Frauen, die im öffentlichen Dienst arbeiteten, verpflichtend vorgeschrieben. Borosana wurde 1969 in den Farben Weiß und Navy eingeführt. Sie besaßen eine ergonomisch geformte Sohle, die so berechnet war, dass die Trägerin der Schuhe neun Stunden stehen konnte, ohne dabei Rückenschmerzen zu bekommen. In den Jahren des Niedergangs des jugoslawischen Kommunismus wurde das Modell aus der Massenproduktion zurückgezogen. Die Herstellung wurde gänzlich eingestellt, als 1991 Vukovar zum Kriegsgebiet wurde. Jedes Mal, wenn dieses Projekt ausgestellt wird, wird Borosana zum offiziellen Arbeitsschuh derjenigen Einrichtung, die zur Ausstellung einlädt. Damit wird die konstruktivistische Maxime von großartigem Design im Dienste der arbeitenden Frau verfochten. Der Schuh erweitert die Arbeitsarchitektur und bietet den Frauen ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Borovo bleibt Jugoslawiens erste öffentliche Infrastruktur. Da es nicht möglich ist, die öffentlichen Vermögenswerte der Firma rechtlich aufzuteilen, wird auch Jugoslawien bis zum heutigen Tag davor bewahrt, formal vollständig aufgelöst zu werden. Mit jedem neuen Schritt besteht Jugoslawien fort.“
Dies ist bis dato die vollständigste Wiederholung von Nine Hour Delay.
Die Armee der Wunderschönen Frauen wächst.
Die Stadt wird zum Laufsteg und Fließband.
Alle sind herzlich eingeladen, dabei zu sein, zu sehen und zu hören, wenn Irena Haiduk vom Fortschritt berichtet, den Yugoexport gemacht hat.
Irena Haiduk lehnt Biografien ab.