Wenn wir unsere heutige Welt verstehen wollen, müssen wir lernen, mit dem Kapitalismus umzugehen. Unser Verständnis des Kapitalismus erfordert aber dringend Bereicherung durch Historiker_innen. Sven Beckert macht uns mit der Geschichte des Kapitalismus am Beispiel der Baumwolle vertraut, denn diese besondere Ware gewährt Einblick in die Entwicklung der modernen Welt insgesamt. Beckerts Darstellung nötigt uns, über nationalstaatliche Grenzen hinauszusehen, indem sie Ereignisse und Entwicklungen, Arbeitswelten und Staaten in ganz verschiedenen Teilen der Welt verbindet. In der historischen Betrachtung fällt es leichter, Staat, Politik und Macht in einem Kontext wandelbarer globaler Verbindungen zu sehen. Wir erkennen, dass sie überall bestimmende Faktoren der Lokal-, Regional- und Nationalgeschichte sind. Beckert beschreibt Vorgänge der An- und Enteignung, die teils in gewaltsamer Eroberung, teils in institutioneller und technischer Innovation wurzeln, aus nicht eurozentrischer Sicht. Er verknüpft so die Sozialgeschichte über den bekannten nationalstaatlichen Rahmen hinaus mit der Weltgeschichte und zeigt, wie eng die Verfassung des Kapitalismus und daher der modernen Welt mit wesentlich globalen sozialen Konflikten zusammenhängt.