Alberto Grifi, 1938 in Rom geboren und 2007 ebenda gestorben, war ein italienischer Experimentalfilmregisseur. Er begann seine Tätigkeit auf dem Feld der Kunst als Pionier des Underground-Kinos und erwies sich bald als einer der großen Vertreter des Video-Aktivismus und der Gegeninformation. Die Beziehung zwischen Grifi und dem italienischen Staatsfernsehen ließe sich als nicht enden wollender, radikaler Konflikt beschreiben.
Verifica Incerta (1964–1965), Gianfranco Baruchello und Alberto Grifi, Italien, 30 Min.
Ital. mit engl. Untertiteln
Inspiriert von Marcel Duchamp und 1966 im Guggenheim Museum gezeigt, ist Verifica Incerta einer der ersten Filme, der ausschließlich aus gefundenem Filmmaterial zusammengeschnitten wurde. Es handelt sich um eine Assemblage von Ausschnitten aus 150.000 Metern zur Vernichtung bestimmten Filmschnitts, die der Künstler gekauft und so gerettet hat. Der sinnlose Strom der Bilder, aus dem der Film besteht, und ihre sich wiederholenden Gesten ähneln einem Fließbandprodukt und antizipieren den (tele-)visionären Ansatz der vergangenen zwanzig Jahre.
Festival del Proletariato giovanile al Parco Lambro (1976), Alberto Grifi, Italien, 30 Min.
Ital. mit engl. Untertiteln
Parco Lambro ist nicht nur ein Kultvideo des italienischen Politkinos, sondern auch ein Dokument der Revolte, die sich während des sechsten Festivals des jungen Proletariats erhob, das 1976 im Mailänder Parco Lambro stattfand. Die Funktion der Kamera ändert sich hier entsprechend der unvorhersehbaren Natur der Ereignisse: Das Filmen wird über ein bloßes Dabeisein zu einer direkten Teilnahme am Geschehen katalysiert. Indem er die Kamera in die Hände anderer übergibt und so die Rolle des Regisseurs verweigert, versucht Grifi die angemessenen Mittel zu finden, ein solch komplexes und flüchtiges Phänomen darzustellen.
Dinni e la Normalina (La videopolizia psichiatrica contro i sedicenti nuclei di follia militante) (1977), Alberto Grifi, Italien, 27 Min.
Ital. mit engl. Untertiteln
In Dinni e la Normalina (la videopolizia psichiatrica contro i sedicenti nuclei di follia militante), einem „politischen Fantasy-“/Science-Fiction-Film, setzt die staatliche Macht eine gerade entdeckte Droge ein, die „Normalina“ heißt, um sämtliche Bürger in Vorzeigeangestellte und erfolgreiche Arbeitnehmer zu verwandeln. Allerdings führt eine fehlerhafte Ladung Normalina zur Entstehung von Untergrundbewegungen von Dissidenten und Terroristen. Die Videopolizei setzt Videobänder im Kampf gegen diese Gruppen ein und steht kurz vor der Verhaftung eines der Rädelsführer, Dinni, der plötzlich erwacht. Alles war nur ein Traum. Und doch: Die Wirklichkeit ist auch nicht viel besser.
24. August: Mit einer Präsentation von Marco Scotini
Marco Scotini ist ein italienischer Kurator, Autor und Kunstkritiker sowie künstlerischer Leiter des FM Center for Contemporary Art in Mailand.
Das Filmprogramm TV Politics nimmt einige der wichtigsten Versuche seit Mitte des 20. Jahrhunderts neu in den Blick, die eine radikale Herangehensweise an die Politik des Fernsehens ausdrückten. Gezeigt werden Filmarbeiten, die überdenken wollten, was das Fernsehen sein kann, während sie zugleich versuchten, eine andere Art der Analyse der sozialen und kulturellen Realität vorzunehmen.