Der Künstler Roee Rosen und der Leiter des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst, Marcel Schwierin, stellen provokante und aussagekräftige Texte aus ihrem Buchprojekt Live and Die as Eva Braun and Other Intimate Stories vor. Die Besucher_innen sind eingeladen, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen. Einführung und Moderation der Buchpräsentation übernimmt Henriette Gallus, Leiterin der Kommunikation der documenta 14. Abschließend wird Roee Rosen sein Werk signieren.
Live and Die as Eva Braun and Other Intimate Stories ist eine zweisprachige Ausgabe kurzer, von Roee Rosen verfasster Texte. Das Herzstück des Sammelbands bilden drei provokante Texte aus Rosens wichtigsten Arbeiten. Es handelt sich dabei um eine genre-überschreitende Literatur an der Schnittstelle zwischen Realität und Fiktion, spekulativer Narrative und historisch-politischer Kritik sowie Humor und Erotik. Ergänzt werden diese Texte durch drei kurze, politisch-ästhetische Essays des Künstlers.
Eines dieser Projekte, Live and Die as Eva Braun (1995–97), hat bei seiner Präsentation in Israel für Aufruhr gesorgt, wurde jedoch später von vielen als bahnbrechend bezeichnet, was die Darstellung von Traumata, Nazismus und Holocaust betrifft. Es wurde auf der documenta 14 in Athen gezeigt. Rosens einzigartige kinematografische Produktion, die sich auch in seinem in Kassel präsentierten Film The Dust Channel widerspeigelt, wird durch zwei vollständig in dem Sammelband abgedruckte Drehbücher (Hilarious und The Confessions of Roee Rosen) veranschaulicht.
Das Buch erschien 2016 anlässlich der ersten Werkschau Rosens in Deutschland im Edith-Russ-Haus in Oldenburg. Mitherausgeber_innen waren Marcel Schwierin und Edit Molnár.
Der Maler, Autor und Filmemacher Roee Rosen (geb. 1963 in Rehovot, Israel) ist eine scharfsinnige, kritische Stimme im heutigen Israel. Rosen, der in seinen Arbeiten in erster Linie Begehren und strukturelle Gewalt darstellt, schuf ein künstlerisches Weltbild, das mithilfe von Fiktionalisierungen, Ironie und Revisionen auf boshafte Weise normative Auswirkungen von Identitäten und Identifikationen unterläuft. In unzähligen Abwandlungen verknüpft Rosen auf eine für ihn typische Art und Weise aktuelle politische Entwicklungen in Israel und auf der ganzen Welt mit mythischen und politischen Bezügen zur europäischen und jüdischen Geschichte. Rosen, der auf ein großes Spektrum an fiktiven Figuren und ikonischen Motiven und Kodierungen zurückgreift, involviert und transformiert nicht nur den Kanon der historischen Avantgarde und grenzüberschreitender Traditionen von de Sade bis George Bataille, sondern auch populäre Medien, politische Propaganda und klassische Kinderbücher.
Marcel Schwierin ist Kurator, Filmemacher und Mitbegründer der Werkleitz Biennale, der Datenbank cinovid für Experimentalfilm und Videokunst und des Arab Shorts Festivals in Kairo. Zu seinen Filmen zählen Die Bilder (Experimentalfilm, 1994) und Ewige Schönheit (Dokumentarfilm, 2003). Er kuratiert u. a. regelmäßig die Werkleitz Biennale, Ausstellungsprojekte des Goethe-Instituts und die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Von 2010–2015 war er Kurator für Film und Video der transmediale. Seit 2015 leitet er zusammen mit Edith Molnár das Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg.