„Übersetzung“ ist einerseits ein Modewort in unseren zunehmend hybriden, grenzüberschreitenden Gesellschaften, andererseits ein höchst mehrdeutiger Begriff. Denn Übersetzung ist der Vorgang, bei dem nationale, historische und sprachliche Unterschiede überbrückt werden sollen, und sie ist zugleich ein vorwegnehmender Eingriff, der gerade solche Differenzen hervorbringt. Studio 14 stellt den Gedanken einer Übersetzung vor, die gesellschaftliche Praxis und mehr als nur ein Vorgang der Übertragung, Vermittlung und Äquivalenz ist, und zwar als Alternative zum Eingemeinden verschiedener Bevölkerungsgruppen in die nationale Homogenisierung von Sprachen und Kulturen. Wir werden einem Diskurs „zwischen Fremden“ nachgehen, in dem Sprache „andauernd in Übersetzung“ ist und der auf materiellen Praktiken der Zusammenarbeit, Organisation und Konfliktaustragung beruht. Konkreter Ansatzpunkt sind Initiativen, die solidarisch mit Flüchtlingen in Athen arbeiten, einer Gemeinschaft heterogener Sprachen, deren Vielfalt von Migrant_innen aus etlichen Ländern Afrikas und des Nahen Ostens belebt wird. Zugleich reflektieren wir die Konstruktion einer homogenen Nationalsprache aus der Sicht slawischer Mazedonier_innen in einem vom Krieg zerrissenen Griechenland. Diese Forschungsinitiative soll nicht nur die Ambivalenz des „Westens“, sondern auch die neue Gestalt politischer Begriffe wie Europa, Griechenland, Nationalsprache und Identität im Zeitalter kapitalistischer Globalisierungen, „Flüchtlingskrisen“ und neu aufkommender Nationalismen in den Blick nehmen.
21:30, Filmvorführung
Roee Rosen, The Confessions of Roee Rosen, 2008, 56 Min.