Die Apatride-Gesellschaft des politischen Anderen lädt zu einem Abend mit Vorträgen und Diskussionen mit Sandro Mezzadra und Brett Neilson ein. Thema sind die Auswirkungen von Finanzkapitalismus und Logistik auf die Beförderung von Waren und menschlichen Körpern im Mittelmeer. In langjähriger Forschung beschäftigten sich Mezzadra und Neilson mit der Vermehrung von Grenzen als Charakteristikum des gegenwärtigen Globalkapitalismus. Derzeit konzentrieren sich Mezzadra und Neilson auf die fortschreitende Transformation, die der Hafen von Piräus erfährt, seit er durch einen Lizenzvertrag in den Besitz der chinesischen volkseigenen Firma COSCO übergegangen ist. Im Parko Eleftherias diskutieren die beiden Wissenschaftler im Gespräch mit Pavlos Hatzopoulos das Konzept eines neuen Mobilitätsparadigmas, das die sogenannte „logistische Revolution“ der 1960er Jahre möglich gemacht hat. Innerhalb dieses Paradigmas, das das Bild des Containers als wesentliche Einheit gegenwärtiger globaler Bewegung von Kapital und Arbeitskraft hervorgebracht hat, verkörpert der Hafen den entscheidenden Ort neokolonialer Produktion.
19–21 Uhr
Logistics, Extraction, and Finance in Contemporary Capitalism
Brett Neilson und Sandro Mezzadra sprechen über ihr in Kürze erscheinendes Buch The Politics of Operations
21–22:30 Uhr
Bodies, Machines, Infrastructures: The Port of Piraeus After the COSCO Concession
Diskussion
Mit Sandro Mezzadra, Brett Neilson und Pavlos Hatzopoulos
Während der Diskussion wird es eine Präsentation des im Kontext des "Logistical Worlds Project" von Anna Lascari und Ilias Marmaras produzierten Videospiels Cargonauts geben.
Sandro Mezzadra lehrt Politische Theorie an der Universität Bologna und ist einer der Mitbegründer der Website „EuroNomade“. Seine viel beachteten Forschungsarbeiten widmen sich der Kritik der Grenzverwaltung, der Migration, dem Postkolonialen und der gesellschaftlicher Transformation innerhalb des heutigen Kapitalismus. Mezzadra lebt und arbeitet in Rom.
Brett Neilson ist Professor am Institute for Culture and Society an der Western Sydney University. Seine umfangreichen Forschungsarbeiten und zahlreichen Publikationen versuchen alternative Betrachtungsweisen von Globalisierung zu eröffnen, wobei das besondere Augenmerk deren sozialen und kulturellen Dimensionen gilt. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit Kolleg_innen aus Griechenland, Indien, Chile, Italien, Kanada und Großbritannien an einem Projekt des Australian Research Council mit dem Titel „Logistics as Global Governance: Labor, Software, and Infrastructure Along the New Silk Road“. Neilson lebt und arbeitet in Sydney.
Mezzadra und Neilson begannen 2002 mit einem intensiven Austausch und einer engen Zusammenarbeit. Daraus ergaben sich zahlreiche gemeinsame Projekte und Veröffentlichungen, unter anderem Border as Method, or, the Multiplication of Labor (2013).
Pavlos Hatzopoulos ist Mitarbeiter der Pantion-Universität und arbeitet an der Digitalisierung von Arbeit und Migration. Er ist Mitglied des internationalen Projekts „Logistical Worlds: Infrastructure, Software, Labour“, leitet Forschungsarbeiten zu den Investitionen Chinas rund um den Hafen von Piräus und beschäftigt sich mit Produktionsoptimierung, Arbeitsverhältnissen und Technologien der Gouvernementalität. Hatzopoulos lebt und arbeitet in Athen.