Als eine der Hauptverkehrsadern Kassels markiert die Kurt-Schumacher-Straße auch eine Grenze. Geografisch trennt sie das Zentrum von der Nordstadt und bezeichnet so auch eine soziopolitische Demarkation. Während die Mitte das vergleichsweise homogene wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Stadt ist, leben in der Nordstadt seit den 1960er und 70er Jahren Migrantengruppen aus der Türkei, aus Äthiopien, Bulgarien und anderen Ländern, zu denen in jüngerer Zeit Migrant_innen aus Syrien und Nahost hinzugekommen sind. In die Kurt-Schumacher-Straße ragen die sogenannten Glas-Pavillons des Hansa-Hauses, die einst Ladengeschäfte waren und heute verwaist sind. Als Zeugnisse einer Wirtschaft, die von lokalen Ladenbesitzern angetrieben wurde, reflektieren die sechs Glaskästen sowie ein zusätzlicher Ort die einstige Gestalt und früheren Ambitionen Kassels, während sie auf eine nahe Zukunft zu warten scheinen. Verschiedene der in diesen Räumen gezeigten künstlerischen Projekte interagieren mit der Transparenz der Architektur in dieser Durchgangszone; manche Arbeiten lassen sich nur optisch erschließen und sind physisch unzugänglich. Die Pavillons werden anlässlich der documenta 14 auch zu Vertriebsstandorten: als Lager für Waren, die in der Stadt verkauft oder verbreitet werden, als eine aktiv betriebene Bäckerei, als Versammlungsort und als Depot für Rohmaterialien, die mit den anderen Ressourcen in der Ausstellung in Verbindung stehen.