In diesem verlassenen Gebäude laufen viele Fäden der Kasseler Geschichte zusammen. Erbaut in den 1950er Jahren auf einem Grundstück, das zweien der ältesten und prominentesten Industriedynastien der Stadt gehörte, der Lokomotivfabrik Henschel & Sohn und der Zelt- und Tuchfabrik Gottschalk & Co., wurde die Gottschalk-Halle von Letzterer als Pack- und Versandhalle genutzt. Auch nach ihrer Übernahme durch die Universität Kassel in den 1970er Jahren diente sie überwiegend als Lager. Die Gottschalk-Halle
war somit immer ein Ort des Übergangs – weder ausschließlich ein Ort der Produktion noch ein Ort des Konsums, sondern vielmehr ein Reservoir, eine Lagerstätte oder ein Transitprotokoll. Die Zukunft des Gebäudes ist ungewiss: Es wird entweder abgerissen oder, aufgrund seiner Lage am Rand des sich rasant ausdehnenden Campus der Universität Kassel, zu einem Studentenwohnheim umgebaut werden. Während einige der hier gezeigten Arbeiten auf die Geschichte(n) der Gottschalk-Halle sowie ihre Beziehung zum alten Kasseler Industriegebiet Bezug nehmen, stellen hier auch Künstler_innen aus, die sich mit Themen wie Vertreibung und Migration auseinandersetzen und die wirtschaftlichen Fäden der Geschichte des Ortes mit geopolitischen und soziokulturellen Übergangslinien verknüpfen.