He wāhine, he whenua,
ka ngaro te tangata
(Ohne Frauen und ohne Land ist die Menschheit verloren)
Mata Aho Collective: Aho ist das Māori-Wort für Schussfaden, während mata viele Bedeutungen hat. So steht es etwa für einen prophetischen Gesang, mit dem bei Zeremonien übernatürliche Mächte angerufen werden. Mata bezeichnet aber auch eine bestimmte harakeke-Art, einen kupferfarbenen Strauch mit purpurrot geäderten Blättern. Die raue Faser der Pflanze eignet sich gut zum Flechten, etwa für whāriki (Matten), kete (Handkörbe), pīkau (Rückenkörbe) und pōtae (Hüte). Die in Neuseeland lebenden Künstlerinnen Erena Baker, Sarah Hudson, Bridget Reweti und Terri Te Tau – die das Kollektiv 2012 gründeten und allesamt in den 1980er Jahren geboren wurden – verstehen Nähen (tuitui) als methodischen und Flechten als ästhetischen Prozess. Ihre genähten Textilien bringen eine Praxis, die üblicherweise von Frauen in häuslichem Maßstab (im Maßstab des Körpers) ausgeführt wird, in eine andere Größenordnung. Die Künstlerinnen betrachten Nähen als eine Form von wānanga (Konferenz oder Forum), das einen integralen Bestandteil des traditionellen Wissens bildet, sei es nun in Bezug auf Genealogie, Geschichte oder Philosophie. Die fertigen Textilien stellen dabei ein Forum für die Überlieferung dieser Fertigkeiten dar.
Te Whare Pora (2013), ihre erste große Arbeit, besteht aus einem riesigen Stück Stoff in sattem Schwarz und Blau, das – an der Decke befestigt – die ganze Wand herunterfließt und sich großflächig auf dem Boden sammelt. Von besonderer Bedeutung ist die Herkunft des Materials: rekonstruierte Decken aus Kunstfell, die heute üblicherweise bei Versammlungen geschenkt werden. Kunstfelle – so die Künstlerinnen – ersetzen die komplizierten handgefertigten Decken und Federumhänge früherer Tage, die sich heute meist nicht mehr im Besitz der Gemeinschaften befinden, die sie hergestellt haben, sondern in Museumsschubladen. Diese taonga sind keine bloßen Objekte, sondern beseelt und tragen häufig individuelle Namen. Die Verwendung von Kunstfell ist dabei nicht unbedingt als Kritik daran zu verstehen, dass diese alten Decken durch neue Formen abgelöst wurden. Mata Aho geht es vielmehr um eine kritische Auseinandersetzung mit der Frage, wie vor einem kolonialistischen Hintergrund bestimmte Bräuche wie etwa das Schenken Bestand haben, während sich die Materialien ändern.
Ihr neuestes Werk, Kiko Moana (2017), greift das Konzept des mana wāhine auf, das für die Ermächtigung von Māori-Frauen steht, sich aber vom Feminismus unterscheidet, mit dem es weder verwechselt noch vermengt werden sollte. Für das Projekt beschloss das Kollektiv, von Maureen Lander zu lernen, einer Elder und angesehenen Künstlerin und Flechterin. Als Material wählten sie eine blaue Kunststoffplane, die an die Farbe von Wasser erinnert. Mato Aho gelingt es, einfachste Materialien in einem kreativen Prozess in taonga zu verwandeln.
— Candice Hopkins