HALLUCINATIONS / LIVE / CINEMA / FESTIVAL: HALLUCINATIONS #11–16

JUN
24
17–1 Uhr
Griechisches Filmarchiv (Tainiothiki), Iera Odos 48 und Megalou Alexandrou 134-136, Athen
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Alexandre Estrela, Rabbid Tuck, 2017, Portugal, Videostill

HALLUCINATION #11: PHANTOM EYE SYNDROME

Der Augapfel ist aus der Augenhöhle genommen, die Sklera und der Inhalt des Augeninneren sind entfernt. Eine bemalte Halbschale aus Kryolithglas wurde eingesetzt und ergibt, mit farblich passender Iris, ein neues Augenpaar: rechts und links, wie zuvor. Das Sehvermögen wird monokular, aber für den Fremden wie für die Testperson bleibt die Illusion stereoskopischen Sehens (ESTRELA). Der Fremde sieht eine Frau mit zwei Augen. Die Frau sieht einen Fremden durch zwei Augen. Das Gehirn spürt Schmerzen, wo keine sind, wischt ein Staubkorn weg, wo keines ist, unterstellt Perspektive, wo keine ist (LUCKY DRAGONS). Und dann: vom Sehfeldrand des Phantomauges ziehen die Geister auf.

  • 17–00 Uhr Gallery
    Rabbid Tuck von Alexandre Estrela (Einkanal-Installation, 2017)
    Eine Installation zu einer gut erforschten optischen Illusion, heraus kommt ein Monster, das nur im Kopf existieren kann.

  • 17–00 Uhr Lobby
    MOS von Lucky Dragons (Audioinstallation, work in progress, 2017)
    Soundtracks, gesprochene Einführungen, Publikumsgetuschel und wilde Klänge werden gesammelt, interpretiert und abgespielt als verzögerter Schatten einer anderen Klangzeit durch die Grundstücksmauern des Griechischen Filmarchivs.

    Phantom Orbits von Peter Burr (Video, work in progress, 2017)
    Eine Serie digitaler Skizzen, in denen sich Phantomkörper in Dunkelheit auflösen und das Geistselbst in alle Richtungen strahlt.


Jean-Pierre Bekolo, Naked Reality, 2016, Cameroon, Filmstill

HALLUCINATION #12: THE CONFUSIONAL STATE

Das altgriechische „ὄνειρος“ (oneiros, „Traum“) und „φρήν“ (phrḗn, „Verstand“) wirft eine Frage auf: Was ist Zukunft anderes als der Traum von Zeit? Ist Zukunft ein in unsere DNA eingeschriebener Auftrag (BEKOLO)? Ist sie eine Krankheit, die man Missgeschick nennt, ist sie eine Grenzstadt mit verrammeltem Tor zur Vergangenheit, ist sie ein Zustand der Verwirrtheit? Ist Zukunft eine endlose Projektion, ein Trugbild aus Pixeln, eine Vorstellung von damals-jetzt-künftig in dreifacher Ausfertigung (TAKASHI)? In unserem Dauerzustand des Schlafentzugs und/oder Drogenwahns geht der Schlüssel zur Zukunft in der Gegenwart verloren (Ottinger/Balsom).

  • 17–20 Uhr Cinema 1
    Time/Travel: Ulrike Ottinger und Erika Balsom (50 Min., Gespräch)
    Ein Gespräch über Zeitlichkeit, Topographie und Teleportation zwischen einer hoch geschätzten, außergewöhnlichen und grenzüberschreitenden „Dokumentar“-Filmerin und einer wahrhaft inspirierenden Filmwissenschaftlerin.

    Naked Reality von Jean-Pierre Bekolo (65 Min., DCP, 2016)
    Eine afrofuturistischer Science-Fiction-Film, der 150 Jahre in der Zukunft spielt, als die Menschheit von einem schrecklichen Virus geplagt wird und Realität ein philosophischer Zustand ist.

    Endless Cinema von Makino Takashi (45 Min., Performance mit mehreren Projektoren, 2017)
    Sound- und Videoperformance, die mit einer mannigfaltigen Traumstruktur arbeitet, um das Potenzial des Kinos – unbegrenzte Freiheit und totale Phantasie – zur Entfaltung zu bringen.


Ken Jacobs, Two Wrenching Departures, 2006, USA, Filmstill

HALLUCINATION #13: PHANTOSMIA

Von der Rosenölschwade während einer Wochenschau 1906 in Pennsylvania über in den Saal geleitete Gerüche in einem Broadway-Theater 1933 und Walt Disneys olfaktorische Ideen für Fantasia bis zum Smell-O-Rama von General Electric 1955 – das Problem des Geruchskinos ist oft angepackt worden, ohne Lösung. Natürlich waren wir auf dem Holzweg, haben überall gesucht, während die Antwort die ganze Zeit direkt vor unseren Augen lag. Schau genau hin, und du siehst den Geruch im Bild flirren (HIRSCH) – wende dich New York zu, richte den Blick auf Kalkutta (LAPORE). Atme tief ein beim Anblick von Jack Smith und einem Rocker in Lederjacke, die in der Frühlingsluft auf einem Sessel herumhopsen (JACOBS) – spüre den Staub in der Nase, den Schmutz der Stadt, der sich um dich herum türmt. Verrottende Papierstapel und rostiges Metall. Atme sie ein, diese Phantomgerüche, gib ihnen ewiges Leben.

  • 17–20 Uhr Cinema 2
    Two Wrenching Departures von Ken Jacobs (90 Min., Video, 2006)
    Eine stürmische Kino-Eloge von Jack Smith und Bob Fleischner, hervorgekramt aus den stammelnden Archiven New York Citys und uralter Zeiten.

    In Calcutta: Modernity and its Contradictions, kuratiertes Programm von Shanay Jhaveri: Calcutta: A Doomed City von Films Division (1970), Calcutta Unedited von M.F. Husain (1972), Kolkata by Mark Lapore (2005) und La Noche Bengali von Narcisa Hirsch (1980) (90 Min., Filmvorführung und Diskussion, 16mm und Video)
    Einst die Hauptstadt Britisch-Indiens, ist Kalkutta heute eine zwischen kolonialer Neuzeit und Globalisierung gefangene Stadt. Dieses Programm-im-Programm zeigt aus vier unterschiedlichen Perspektiven die Stadt im Übergang.

Ken Jacobs, Tom, Tom the Piper’s Son, 1969, USA, Filmstill

HALLUCINATION #14: CHARLES BONNET SYNDROME

Bei dem die langsame und stetige Verengung unseres Wahrnehmungsfelds nicht zum Verlust der Sehkraft führt, sondern zur radikalen Erweiterung des Blicks. Wir sehen eine kleine Versammlung vor diffusem weißem Himmel: ein Junge in gestreiften Hosen, ein Schwein, das an der Leine zerrt, eine Frau, die über die Köpfe der Menge läuft und einen Reifen schwingt. Ein Clown erscheint, er wirft Bälle in die Luft; ein Tumult entsteht, und die Leute rennen weg (JACOBS). Wir beobachten die Szene als 6-, 24- oder 96-Jährige, und als sich die Zeit einmischt und unsere Augen ermatten, wird die Szene wieder lebendig. Licht ist im Dunkeln brennende Erinnerung.

  • 21–23 Uhr Cinema 1
    Tom, Tom, the Piper’s Son von Ken Jacobs (111 Min., 16 mm, 1969)
    Staune mit offenem Mund, wie Ken Jacobs‘ schwindelerregende Reproduktion eines biografischen Kurzfilms aus dem Jahr 1905 uns immer tiefer in den unendlichen Abgrund stürzt, den man Kino nennt.


MSHR, Resonant Gate Sequence, 2017, USA, Performance-still

HALLUCINATION #15: ANOMALOUS EXPERIENCE

Wobei das ungewöhnliche, subjektive Geschehen etwas ist, das wir objektiv und subjektiv erleben. Als der neue Erlebende (die Person, die das Erlebnis hat) lernen wir, mit vereinter Stimme zu sprechen, mit vereintem Kopf zu denken (HILL). Der Gedanke zirkuliert: ESP ist eine Tatsache (wie könnten wir sonst kommunizieren?) Und noch etwas: Dies ist keine folie à plusieurs, sondern kollektives Bewusstsein, die Bestätigung, dass das Ich Erde und Himmel und Jenseits einschließt (BURR), dass intelligente Wesen seit langem unter uns wandeln (KIWANGA), dass Besessenheit zu Wahnvorstellungen führt, aber selten zu Chaos. Durch einen dichten Nebel aus Lärm und Laserlicht (MSHR) wird eine letzte Wahrheit offenbart: Klang ist Farbe! Synästhesie ist real!

  • 21–23 Uhr open-air
    Breath Breathe With With Cube Cube von Lyra Hill (15 Min., 16mm-Performance, 2017)
    Das Echo einer optische 3D-Illusion auf 16 mm mit live aufgeführten Comedy-Trance-Nummern, die das Publikum auf die übersinnliche Reise in die Black Box vorbereiten (mit live eingesprochener griechischer Übersetzung).

    Alone With the Moon von Peter Burr (14 Min., Video, 2012)
    Du bist in einem digitalen Zug und du bist in einem digitalen Brunnen und während sich deine Augen unter einem digitalen Mond öffnen und schließen, lernst du nicht, wie Schauen sich anfühlt (was Bridget Riley gemalt hat), sondern wie Gefühl ausschaut.

    Afrogalactica von Kapwani Kiwanga (45 Min., Vortrag/Performance, 2017)
    Ein multidisziplinärer Künstler schlüpft in die Rolle eines fiktiven Anthropologen, der mittels Afrofuturismus die Vergangenheit aus explizit afrikanischer Perspektive untersucht.

    MSHR von MSHR (30 Min., Performance, 2017)
    Licht verwandelt sich in Schallwellen mittels Chaos aus lasergeschnittenen Glyphen, dichtem Nebel, analogen Synthesizern, optischen Sensoren, grünen Lasern, Glühbirnen, Mikrofonen und Muschelschalen.

    It All Depends (ON YOU) von Lyra Hill (10 Min., Performance, 2017)
    Die zweite in einer Reihe orts- und publikumsspezifischer Interventionen, die versucht, durch direkte physische Manipulation Anspannung zu erzeugen und zu lösen.


Ulrike Ottinger, Freak Orlando, 1981, Deutschland, Filmstill

HALLUCINATION #16: FALSE AWAKENING

Die Dunkelheit weicht dem Licht und die Schatten strecken sich von den Wänden nach außen. Dieser Fiebertraum, diese nächtlichen Visionen – die Nacht war angefüllt mit Zeit- und Raumreisen, mit unserer ekstatischen Welt, die von konstanter Transformation und Veränderung geprägt ist. Gestalten wandeln sich und das Geschlecht biegt sich. Eine bärtige Dame nimmt uns bei der Hand; wir laufen durch die Tore von Freak City. Wir schrecken aus dem Schlaf auf, reiben uns die Augen und strecken die Arme träge hinter den Kopf. Wir stehen auf und drehen uns zu den Zwergen um, den siamesischen Zwillingen, den Hermaphroditen, uns selbst. Eine bärtige Dame nimmt uns bei der Hand; wir laufen durch die Tore von Freak City (OTTINGER). Der Vorhang fällt.

  • 23–1 Uhr open-air
    Freak Orlando von Ulrike Ottinger (120 Min., 35 mm, 1981)
    Unsere HALLUCINATIONS kommen mit einem magischen Nachkommen von Virginia Woolfs Orlando und Tod Brownings Freaks (1932) zu einem Ende. Freak Orlando ist (in Ottingers Worten) „eine Irrtümer, Inkompetenz, Machthunger, Angst, Wahnsinn, Grausamkeit und Binsenweisheiten umfassende ‚histoire du monde’.“


Peter Burr, Mark Fingerhut und Forma, Descent (2017), Computeranwendung
Eine virale Meditation über eine der schwärzesten Stunden der Menschheit. In der Form einer Desktopanwendung gewährt descent.exe dem User einen flüchtigen Einblick in eine Welt, die in der Dunkelheit verschwindet – eine unerbittliche Heimsuchung, der die Probleme des Users gleichgültig sind.
DOWNLOAD DESCENT.EXE (nur PC)



Leo Abrahams studierte Komposition an der RAM, bevor er eine abwechslungsreiche Laufbahn als Produzent, Gitarrist und Komponist einschlug. Er hat u.a. mit Brian Eno, Jon Hopkins und Marianne Faithful zusammengearbeitet.

Sophia Brous ist eine kreative Musikerin und interdisziplinäre Performerin, die in New York und Melbourne lebt. Sie arbeitet international mit Künstlern und Kompanien zusammen an neuen und ausgedachten Arbeiten. Sie hat eine Residenz am National Sawdust New York und ist Gründerin und Kurator von Supersense: Festival of the Ecstatic.

Oliver Coates ist Cellist, Komponist und Produzent. Er lebt in London. Jüngst brachte er u.a. eine Soloplatte, Upstepping, bei PRAH Recordings heraus; eine Platte, die in Kollaboration entstand, ist Remain Calm, zusammen mit Mica Levi bei Slip; und ein einstündiges Werk für Streichquartett, das während der Operadagen Rotterdam uraufgeführt wurde.

Basma Alsharif ist Künstlerin und Filmemacherin palästinensischer Abstammung, geboren in Kuwait und aufgewachsen in Frankreich und den USA. Sie arbeitet in den Medien Kino und Installation mit Blick auf die conditio humana in sich wandelnden geopolitischen Zusammenhängen und natürlichen Umgebungen. Ihre Arbeiten waren in großen Ausstellungen zu sehen, wie etwa der Whitney Biennial; les Rencontres d'Arles; les Module im Palais de Tokyo; Here and Elsewhere im New Museum; Al Riwaq Biennale, Palästina; dem Berlin Documentary Forum; der Biennale von Sharjah; sowie der Manifesta 8. Sie wurde mit dem Preis der Jury auf der Sharjah Biennale 9 ausgezeichnet und erhielt das Stipendium Marcelino Botin Visual Arts. Heute lebt Basma in Los Angeles.

Erika Balsom ist Dozentin für Film Studies and Liberal Arts am King’s College London. Sie schreibt regelmäßig Beiträge im Artforum, ist Autorin der Monografie Exhibiting Cinema in Contemporary Art sowie eines Buchs über den Vertrieb von künstlerischen bewegten Bildern, das demnächst bei Columbia University Press erscheint. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungskatalogen, Anthologien und Zeitschriften wie Screen, Cinema Journal und Afterall veröffentlicht. Sie promovierte in Moderner Kultur und Medien an der Brown University und war ein Mellon Postdoctoral Fellow an der University of California, Berkeley.

Jean-Pierre Obama Bekolo wurde in Kamerun geboren und ist einer der mutigsten zeitgenössischen westafrikanischen Regisseure, die heute arbeiten. Bekolo stellt eine Brücke zwischen der alten Garde, den Pionieren des (west-)afrikanischen Kinos – Ousmane Sembène, Djibril-Diop Mambety, Safi Faye (sämtlich aus Senegal) und Souleymane Cissé (Mali) – und einer neuen Generation von talentierte Filmemachern dar – Abderrahmane Sissako (Mali), Moussa Touré (Senegal) und Mahamat Haroun Saleh (Tschad) u.a. Sein fantasiereiches Werk kritisiert sowohl die Diktatur in seinem Heimatland als auch westliche Filmkonventionen, während er eine neue Sicht auf Afrika, das Kino und insbesondere auf das afrikanische Kino anbietet.

Andrew Berardini ist ein amerikanischer Autor, der besonders für seine Arbeiten als Kritiker und Kurator bildenden Kunst in Los Angeles bekannt geworden ist. Er veröffentlicht Artikel und Essays in Zeitschriften wie frieze, Mousse, Fillip, Artforum, ArtReview, Art-Agenda, Paper Monument, Art in America, Public Fiction, Rolling Stone (Italien) und LA Weekly. Er war Verlagsassistent bei Semiotext(e) Press und ist gegenwärtig der Los Angeles Redakteur für Mousse, leitender Redakteur bei Artslant, Mitredakteur bei Momus und Art-Agenda, sowie Gründungsmitglied der Art Book Review. Jüngst hat Andrew Danh Vo: Relics (Mousse, 2015) geschrieben und stellt gerade ein Buch zum Thema Farbe fertig. Er ist der Vater von Stella.

Peter Burr ist ein Künstler aus Brooklyn, NY, der auf Animation und Installation spezialisiert ist. Seine jüngste Arbeit erforscht das Konzept eines endlos mutierenden Labyrinths. Sie wird mit Hilfe von Creative Capital und dem Sundance Festival zu einem Videospiel erweitert. Zuvor hat er unter dem Pseudonym Hooliganship gearbeitet und im Jahr 2006 das Videolabel Cartune Xprez gegründet, mit dem er live Multimedia-Ausstellungen übertrug, in denen Künstler vorgestellt wurden, die mit experimentelle Animation arbeiten.

The Callas ist die Spitze des Eisbergs einer künstlerischen Fabrik, in der Kunstwerke, Musik, Filme, Zeitschriften, Events und Ausstellungen entstehen und die von den Gebrüdern Lakis & Aris Ionas initiiert wurde. Performances wurden in Kirchen, Galerien, Wohnungen, Museen, auf Booten, Bergen und Toiletten veranstaltet, aber auch auf Festivals wie etwa dem Liverpool Psyche Festival (Liverpool), The Great Escape Festival (Brighton), Indigenes Festival (Frankreich), Reeperbahn Festival (Hamburg) und mit Bands/Künstlern wie Thurston Moore, Lee Ranaldo, The Brian Jonestown Massacre, Ty Segall und Grinderman. In den vergangenen zehn Jahren haben Lakis & Aris Ionas verschiedene Zeitschriften für die Athener Underground-Musik-/Kunst-/Filmszene herausgegeben, darunter Velvet und Lust, und ihr Atelier ist einer der aktivsten Kulturstandorte in Athen.

Ximena Cuevas ist eine weltbekannte mexikanische Video- und Performancekünstlerin, deren experimentelle Arbeiten Themen wie Sexulaität, Alltag, Heteronormativität, Schönheit, Popkultur und was sie die „Halbverlogenheit“ der kollektiven mexikanischen Einbildungskraft nennt, mit subtiler Ironie und geistreichem Humor aufgreifen. Im Jahr 2011 arbeitete sie im Bundesstaat Guerrero an einem Projekt zur Rettung der Meeresschildkröten. Cuevas’ Videos und Filme sind im Rahmen des Sundance Festivals, Berlinale, aber auch im Guggenheim Museum in New York wie auch in Bilbao und auf der Wanderausstellung Mexperimental Cinema gezeigt worden.

Alexandre Estrelas Videoinstallations und Projektionen konfigurieren das Bild als Entität, die sich nicht auf ein Feld der Repräsentation reduzieren lässt, sondern materielle und körperliche Konsequenzen hat. Estrela problematisiert fortwährend die Bestandteile, die den Akt des Sehens konstituieren, und ebenso die mögliche Aufteilung des Sehens in weitere sinnliche Dimensionen. Zu Estrelas bemerkenswertesten Einzelausstellungen gehören: Roda Lume, Museum für zeitgenössische Kunst, Antwerpen (2016); Cápsulas de silencio, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2015); Um homem entre quarto paredes, Pinacoteca do Estado de Sao Paulo, Sao Paulo (2013); The Sunspot Circle, The Flat Time House, London (2013). Seit 2007 leitet Alexandre Estrela Oporto, ein Programm für Ausstellungen und Projekte der Stadt Lissabon, wo sie gegenwärtig lebt und arbeitet.

Lyra Hills dynamische und breitgefächerte künstlerische Praxis schließt u.a. 16 mm Filme, alternative Comics, interdisziplinäre Performance und Radio ein. Sie ist Gründerin und Organisatorin von Brain Frame (2011-2014), Magic Chats (2015) und Nothing Up My Sleeve (2016) und arbeitet immer wieder als unterrichtende Künstlerin, Conferenciere, Priesterin, Auktionator, Projektionistin, Archivarin und Kampfsportlehrerin. Sie lebt mit ihrem Partner Tyson Thurston in Los Angeles.

Ken Jacobs ist eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte des amerikanischen Avantgardefilms. Als einer der Pioniere für Experimentalfilm und digitale Experimente seit den späten 1950er Jahren erforscht er die Mechanik des bewegten Bilds und den Akt des Sehens gleichermaßen. Jacobs untersucht die Filmerfahrung als Ganzes, von der Produktion bis zur Projektion. Ob er archäologische Expeditionen an den Ursprung des Kinos unternimmt oder die Zwischenräume der neuen digitalen Technologien auf die Probe stellt, Jacobs' untersucht, provoziert und bezieht ihre Kraft aus den Rätseln um die Natur des menschlichen Sehens.

Shanay Jhaveri, Assistenzkurator für Südasiatische Kunst, hat seinen Abschluss an der Brown University gemacht und hat einen Doktortitel vom Royal College of Art. Unter seinen letzten Ausstellungen waren Companionable Silences (2013) im Palais de Tokyo und Filmprogramme für den Dhaka Art Summit, die LUX/ICA Biennial of Moving Images sowie die Tate Modern. Er ist der Autor von u.a. Western Artists and India: Creative Inspirations in Art and Design, Outsider Films on India: 1950–1990 und Chandigarh is in India. Er hat weitläufig prubliziert und ist Mitredakteur von Frieze Magazine. Jhaveri ist ein Treuhänder des gemeinnützigen Kunstraums Mumbai Art Room.

Seit seiner Gründung im Jahr 2008 – im Schatten des Angriffs des australischen Staats auf die Ländereien und sozialen Welten der indigenen Bevölkerung – ist die Karrabing Film Collective eine Gruppe für Film und Kunst an der Basis der indigenen Gesellschaft. Ihre ästhetische Praxis ist ein Mittel zur Selbstorganisation und Gesellschaftskritik. Dem Kollektiv gehören um die dreißig Mitglieder an, von denen die meisten mit wenig oder gar keinem Einkommen in ländlichen indigenen Gemeinschaften im Northern Territory leben. Ihre Filme und Kunstwerke stellen ihr Leben dar. Sie schaffen Anbindung an das Land und intervenieren in globalen Bildern von Indigeneität. Ihr Medium ist eine Form von Überleben als Widerstand – eine Weigerung, ihrem Land den Rücken zuzukehren und ein Mittel zur Erforschung der gegenwärtigen sozialen Umstände der Ungleichheit.

Kapwani Kiwanga hat an der McGill Universität in Montréal Anthropologie und vergleichende Religionswissenschaft studiert, bevor an die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris ging, um an dem Programm La Seine teilzunehmen. Zwischen 2007 und 2009 führte Kiwanga diese Arbeit im Fresnoy, Studio National d’Art Contemporain, weiter. Letzte Einzelausstellungen sind u.a. in der Esker Foundation, Calgary; CLARK, Centre d’art et de diffusion, Montreal (2018); Ar/ge kunst, Kunstverein di Bolzano; Goodman Gallery, Johannesburg; Power Plant, Toronto; Stiftelsen 3,14, Bergen, Norway; Viafarina, Milan, South London Gallery (2015); Jeu de Paume (2014).

Als dauerhafte Kollaboration der in Los Angeles ansässigen Künstler Sarah Rara und Luke Fischbeck untersucht Lucky Dragons Formen der Partizipation, des Dissens, der Wahrnehmung sowie der Aufmerksamkeit hinsichtlich der Performance und der Kunst in der Öffentlichkeit. Dabei arbeiten sie zielgerichtet in Workshops, Publikationen und Aufnahmen auf ein besseres Verständnis für vorhandene Ökologien hin.

MSHR ist das Kunstkollektiv, das aus Birch Cooper und Brenna Murphy besteht. Das Duo baut und erforscht Systeme, die Zugänge zu ekstatischen sinnlichen Erlebnissen aufdecken. Sie arbeiten an der Schnittstelle von digitaler Skulptur, analogen Schaltkreisen und zeremonieller Performance. Ihre physischen Projekte drehen sich in erster Linie um analoge Licht-Ton-Rückkoppelungen, die aus den Makroarrangements ihrer skulpturalen Synthesizer gebaut sind. Auf der virtuellen Seite weben sie computergenerierte Porträts interdimensionaler Entitäten und psychedelischer Reiche. Die physischen und virtuellen Aktivitäten prägen sich wechselseitig zutiefst und werden zu einer Hypergestalt, die beide beherbergt.

Die Filme von Ulrike Ottinger sind von einer Faszination für Orte geprägt, einer topischen und topologischen Neugier, das ihre Wanderlust befeuert, welche fantastische wie reale Lokalitäten einschließt, vom unglaublich gespenstischen Berlin des frühen Freak Orlando und dem in Nostalgie gehüllten Wien aus Prater bis hin zu den riesigen, weiten Steppen Zentralasiens in Taiga und den geschäftigen Banketten des heutigen Seoul in The Korean Wedding Chest. Ottingers fiktive Filme bieten das Kaleidoskop einer karnevalesken Sicht auf die Welt. Sie inszenieren unvorhersehbare Begegnungen mit einer bemerkenswert gemischten Besetzung aus „Freaks“, Außenseitern, Liebenden, Piraten, Räubern, Malochern und ihren Gegenspielern. Im Gegensatz dazu legen Ottingers erkenntnisreiche Dokumentarfilme ihr Augenmerk auf die alltägliche Realität von Durchschnittsmenschen und sind darum nicht weniger bunt und überschäumend in ihrer beherzten Suche nach der spielerischen und poetischen Schnittstelle von Tradition und Gegenwart.

Ben Russell ist ein Medienkünstler und Kurator, dessen Arbeit an der Schnittstelle von Psychedelika, Phänomenologie, Performance und Ethnografie liegt. Seine Filme, Installationen und Interventionen finden in direkter Auseinandersetzung mit der Geschichte der bewegten Bilder statt und bieten eine Zeit-basierte Untersuchung in Trance-Phänomene sowie Anklänge an die Forschungen von Jean Rouch und Maya Deren und anderen. Er nimmt als Künstler an der documenta 14 teil.

Makino ist einer der aktivsten japanischen Avantgarde-Filmemacher. Er lebt in Yokohama und hat über 33 Kurzfilme gedreht. Darüber hinaus arbeit er seit 1997 mit Installationen, Collagen und Musikaufnahmen. Sein Werk wurde auf zahlreichen Filmfestivals in aller Welt, aber auch in Kunstmuseen und Galerien gezeigt.

Gepostet in Filmprogramm
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22.–24. Juni 2017
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