HALLUCINATION #1: A CONSTANT PRESENT
Zeit ohne Dauer, ein Geschehen im Hier und Jetzt. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft – deine Hände machen diese Zeichen (TAKASHI), deine Ohren hören diesen Sound (LUCKY DRAGONS), deine Augen nehmen dieses grelle, flackernde Licht auf (BURR). Du bist hier und die Worte versagen; Mund in Mustern, Bewegung in Echos, Körper in Rotation. Zeit ist eine konstante Gegenwart.
- 17–19 Uhr Lobby
Handmade 3D Organic Noise Workshop mit Makino Takashi
16mm-Film, Sprühfarbe und scharfes Werkzeug – der Workshop kreiert 3D-Bilder und chaotischen Sound mittels analoger Technik und Pulfrich-Effekt.
- 17 Uhr Lobby
MOS von Lucky Dragons (Audio-Installation, work in progress, 2017)
Soundtracks, gesprochene Einführungen, Publikumsgetuschel und wilde Klänge werden gesammelt, interpretiert und abgespielt als verzögerter Schatten einer anderen Klangzeit durch die Grundstücksmauern des Griechischen Filmarchivs.
Simulated Mortar Array von MSHR (Video, work in progress, 2017)
Eine stumme Videokompilation aus Werken von Birch Cooper und Brenna Murphy, die mit positiven Feedback-Loops arbeiten, um zu einem digital unterstützten, meditativen Bewusstsein zu gelangen.
- 17 Uhr Gallery
Pattern Language von Peter Burr (Vierkanal-Videoinstallation, 2016)
Ein immersiver, hypnotischer Multiscreen-Algorithmus führt zu einem endlos mutierenden, verpixelten Labyrinth, angeregt durch die gleichnamige systemgestützte Untersuchung des Architekten Christopher Alexander.
HALLUCINATION #2: APPARITIONAL EXPERIENCE
Eine anomale, quasi-perzeptuelle Erfahrung, die wie ein Traum wirkt. Die Nichtträumende ist wach, bei Bewusstsein, während die Welt sich um sie herum versammelt: weitgeöffnete Augen, die angestrengt versuchen zu sehen. Durch den Nebel taucht eine Erscheinung auf: ein Geist, ein Liebhaber, ein Tiger (WEERASETHAKUL), ein Kino mit Doppelnamen. Bevor es das Kino gibt, gibt es die Laterna magica: ein auf eine Wolke projizierter Teufel (JACOBS).
- 17–20 Uhr Cinema 1
Tropical Malady von Apichatpong Weerasethakul (118 Min., 35 mm, 2005)
Irgendwo im tailändischen Dschungel angesiedelt, bewegt sich diese betörend schöne Meskalin-Romanze bruchlos zwischen der Liebesaffäre zweier Männer und einem Volksmärchen von einem Schamanen in wechselnder Gestalt.
Doppelgängig von Basma Alsharif (45 Min., Performance, 2014)
Doppelgängig ist eine Geschichte, die im filmischen Raum erzählt wird. Es handelt sich um eine Einladung, mit freiwilligem, kollektivem Gedächtnis zu experimentieren und zugleich die Besatzung Palästinas, das Erzählkino und die Möglichkeit von Utopien miteinander zu verweben.
HALLUCINATION #3: MICROPSIA
Um den Globus zu durchqueren, muss man sich zunächst eine Welt vorstellen, die viel kleiner ist als in Wirklichkeit. Ein Küstenstreifen ist etwas, das unter den Zeigefinger passt; ein Gebirgszug ist ein Gebilde, das man mit einem Schritt übersteigt. Das Blau des unendlichen Ozeans ist auf einer Karte ein diffuser Raum, dessen Ausdehnung in Tagen, Wochen und Jahren gemessen wird, dessen ungeheure Weite durch die salzverkrustete Scheibe eines Bullauges zu einer horizontalen Bewegung reduziert wird. Eine dreimonatige Reise ist ein Zwölf-Stunden-Film ist eine Welt en miniature (OTTINGER).
- 17–20:30 Uhr Cinema 2
Chamissos Schatten, Kapitel 1: Alaska und die Aleutischen Inseln von Ulrike Ottinger (192 Min., DCP, 2016)
Ulrike Ottinger folgt der Route des deutschen Botanikers Adelbert von Chamisso auf dessen Russland-Expedition. Dies ist der Ausgangspunkt von Teil 1 eines zwölfstündigen Meta-Reiseberichts, in dem die fünfundsiebzigjährige Ulrike Ottinger in den kälteren Zonen der Nordwestküste Nordamerikas die Vergangenheit durch die Gegenwart erkundet.
- 21 Uhr Cinema 1
Chamissos Schatten, Kapitel 2/Teil 1: Tschukotka von Ulrike Ottinger (192 min., DCP, 2016)
Ottinger befindet sich im rauen Klima von Tschukotka, ein gutes Stück nördlich des Polarkreises und legt ihr Augenmerk auf die Hundezucht, das Fischtrocknen, die Zubereitung von Robbenfleisch und das Wasser als heiligem Element.
HALLUCINATION #4: PARESTHESIA/PARACUSIA
Bei fest geschlossenen Augen können sich die anderen Sinne entfalten (HILL). Die Haut juckt, kribbelt, prickelt, wird taub. Die Tränen kommen ohne Grund, die Lippen brennen und die Zunge schwillt vor Hitze an. Die Arme scheinen zu schwingen, die Beine fangen zu laufen an und während dein Name durch den langen, grün beleuchteten Flur hallt, spricht T. S. Eliot zu dir aus dem Grab: „Die Hölle, das sind wir selbst. Es gibt nichts, wovor wir fliehen und nichts, wohin wir fliehen können.“ Du lässt diese Worte auf Dich wirken, kletterst in einen Kamin und brennst wieder (CUEVAS). Oh! Du öffnest die Augen und – oh! – du hast Dich nicht von der Stelle gerührt, aber jetzt bewegst du dich (wirklich!). Du spürst Wind in den Haaren, Salzwasser auf der Haut, um dich herum zwitschern die Vögel (KARRABING). Ein Bild ist ein Klang ist ein Gefühl (LUCKY DRAGONS).
- 21–23 Uhr open-air
Breathe With Cube von Lyra Hill (15 Min., Performance, 2017)
Eine optische 3D-Illusion auf 16 mm mit Comedy-Trance-Nummern, die das Publikum auf die übersinnliche Reise in die Black Box vorbereiten (mit live eingesprochener griechischer Übersetzung).
No Escape: Programm mit Werken von Ximena Cuevas: Devil in the Flesh (1998), Parrot’s Saliva (1999), The Door (2000), Staying Alive (2001) und Kansas Avenue (1999) (TRT 18 Min., Video)
Eine Reihe von Kurzfilmen der mexikanischen maestra of cinema mentira über die Freuden und (größtenteils) Schrecken, einen Körper zu haben.
When the Dogs Talked von Karrabing Film Collective (34 Min., DCP, 2014)
Mit Musik aus ihren iPods folgen australische Aborigines ihren Eltern auf einer Reise durch Buschland und übers Meer in einem Dog Dreaming-Reise-Reenactment.
visionreport von Lucky Dragons (30 Min., Performance, 2017)
Das multidisziplinäre Duo aus Los Angeles präsentiert synthetisierte akustische Illusionen, zu visuellen Protokollen transkribiert; Übersetzung und Interpretation werden mehrdeutig, oszillieren zwischen menschlicher Beobachtung und Maschinenintelligenz.
HALLUCINATION #5: HYPNAGOGIA
Licht löst sich in Dunkelheit auf. Unsere Lider werden schwer, unsere Empfindung gedämpft. Aristoteles schreibt über die „Affekte, die wir durchleben, wenn wir in Schlummer sinken“, und in diesem halbbewussten Zustand profitieren wir vom flackernden Licht an der Höhlenwand (TAKASHI). Die Zeit verwandelt Abstraktion in menschliche Gestalt und im Brüllen des Zephirs hören wir allmählich zeternde Stimmen. Eine Gestalt löst sich von der Wand, eine Gestalt spricht und ein Schatten antwortet. Cinéma tritt als Mann in Erscheinung (BEKOLO) – ein wandelnder Wachtraum.
- 23 Uhr open-air
Aristotle’s Plot von Jean-Pierre Bekolo (68 Min., 35 mm, 1996)*
Aristotle’s Plot, vom BFI zum 100. Jahrestag der Erfindung des Kinos in Auftrag gegeben, ist die allegorische Geschichte eines afrikanischen Gangsters namens Cinéma und seiner Gang aus Hollywood-Actionfilm-Getreuen: Van Damme, Schwarzenegger und Bruce Lee.
*Vorführung mit freundlicher Unterstützung von La Cinémathèque Afrique/Institut Française
On Generation and Corruption von Makino Takashi (26 Min., DCP, 2017)
Inspiriert durch den gleichnamigen Text von Aristoteles (Über Entstehen und Vergehen) entwickelt sich diese japanische Endlosschleife aus einem Gespräch in Athen über das Körperlose des Lebens-als-Kino-als-Zivilisation.
Leo Abrahams studierte Komposition an der RAM, bevor er eine abwechslungsreiche Laufbahn als Produzent, Gitarrist und Komponist einschlug. Er hat u.a. mit Brian Eno, Jon Hopkins und Marianne Faithful zusammengearbeitet.
Sophia Brous ist eine kreative Musikerin und interdisziplinäre Performerin, die in New York und Melbourne lebt. Sie arbeitet international mit Künstlern und Kompanien zusammen an neuen und ausgedachten Arbeiten. Sie hat eine Residenz am National Sawdust New York und ist Gründerin und Kurator von Supersense: Festival of the Ecstatic.
Oliver Coates ist Cellist, Komponist und Produzent. Er lebt in London. Jüngst brachte er u.a. eine Soloplatte, Upstepping, bei PRAH Recordings heraus; eine Platte, die in Kollaboration entstand, ist Remain Calm, zusammen mit Mica Levi bei Slip; und ein einstündiges Werk für Streichquartett, das während der Operadagen Rotterdam uraufgeführt wurde.
Basma Alsharif ist Künstlerin und Filmemacherin palästinensischer Abstammung, geboren in Kuwait und aufgewachsen in Frankreich und den USA. Sie arbeitet in den Medien Kino und Installation mit Blick auf die conditio humana in sich wandelnden geopolitischen Zusammenhängen und natürlichen Umgebungen. Ihre Arbeiten waren in großen Ausstellungen zu sehen, wie etwa der Whitney Biennial; les Rencontres d'Arles; les Module im Palais de Tokyo; Here and Elsewhere im New Museum; Al Riwaq Biennale, Palästina; dem Berlin Documentary Forum; der Biennale von Sharjah; sowie der Manifesta 8. Sie wurde mit dem Preis der Jury auf der Sharjah Biennale 9 ausgezeichnet und erhielt das Stipendium Marcelino Botin Visual Arts. Heute lebt Basma in Los Angeles.
Erika Balsom ist Dozentin für Film Studies and Liberal Arts am King’s College London. Sie schreibt regelmäßig Beiträge im Artforum, ist Autorin der Monografie Exhibiting Cinema in Contemporary Art sowie eines Buchs über den Vertrieb von künstlerischen bewegten Bildern, das demnächst bei Columbia University Press erscheint. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungskatalogen, Anthologien und Zeitschriften wie Screen, Cinema Journal und Afterall veröffentlicht. Sie promovierte in Moderner Kultur und Medien an der Brown University und war ein Mellon Postdoctoral Fellow an der University of California, Berkeley.
Jean-Pierre Obama Bekolo wurde in Kamerun geboren und ist einer der mutigsten zeitgenössischen westafrikanischen Regisseure, die heute arbeiten. Bekolo stellt eine Brücke zwischen der alten Garde, den Pionieren des (west-)afrikanischen Kinos – Ousmane Sembène, Djibril-Diop Mambety, Safi Faye (sämtlich aus Senegal) und Souleymane Cissé (Mali) – und einer neuen Generation von talentierte Filmemachern dar – Abderrahmane Sissako (Mali), Moussa Touré (Senegal) und Mahamat Haroun Saleh (Tschad) u.a. Sein fantasiereiches Werk kritisiert sowohl die Diktatur in seinem Heimatland als auch westliche Filmkonventionen, während er eine neue Sicht auf Afrika, das Kino und insbesondere auf das afrikanische Kino anbietet.
Andrew Berardini ist ein amerikanischer Autor, der besonders für seine Arbeiten als Kritiker und Kurator bildenden Kunst in Los Angeles bekannt geworden ist. Er veröffentlicht Artikel und Essays in Zeitschriften wie frieze, Mousse, Fillip, Artforum, ArtReview, Art-Agenda, Paper Monument, Art in America, Public Fiction, Rolling Stone (Italien) und LA Weekly. Er war Verlagsassistent bei Semiotext(e) Press und ist gegenwärtig der Los Angeles Redakteur für Mousse, leitender Redakteur bei Artslant, Mitredakteur bei Momus und Art-Agenda, sowie Gründungsmitglied der Art Book Review. Jüngst hat Andrew Danh Vo: Relics (Mousse, 2015) geschrieben und stellt gerade ein Buch zum Thema Farbe fertig. Er ist der Vater von Stella.
Peter Burr ist ein Künstler aus Brooklyn, NY, der auf Animation und Installation spezialisiert ist. Seine jüngste Arbeit erforscht das Konzept eines endlos mutierenden Labyrinths. Sie wird mit Hilfe von Creative Capital und dem Sundance Festival zu einem Videospiel erweitert. Zuvor hat er unter dem Pseudonym Hooliganship gearbeitet und im Jahr 2006 das Videolabel Cartune Xprez gegründet, mit dem er live Multimedia-Ausstellungen übertrug, in denen Künstler vorgestellt wurden, die mit experimentelle Animation arbeiten.
The Callas ist die Spitze des Eisbergs einer künstlerischen Fabrik, in der Kunstwerke, Musik, Filme, Zeitschriften, Events und Ausstellungen entstehen und die von den Gebrüdern Lakis & Aris Ionas initiiert wurde. Performances wurden in Kirchen, Galerien, Wohnungen, Museen, auf Booten, Bergen und Toiletten veranstaltet, aber auch auf Festivals wie etwa dem Liverpool Psyche Festival (Liverpool), The Great Escape Festival (Brighton), Indigenes Festival (Frankreich), Reeperbahn Festival (Hamburg) und mit Bands/Künstlern wie Thurston Moore, Lee Ranaldo, The Brian Jonestown Massacre, Ty Segall und Grinderman. In den vergangenen zehn Jahren haben Lakis & Aris Ionas verschiedene Zeitschriften für die Athener Underground-Musik-/Kunst-/Filmszene herausgegeben, darunter Velvet und Lust, und ihr Atelier ist einer der aktivsten Kulturstandorte in Athen.
Ximena Cuevas ist eine weltbekannte mexikanische Video- und Performancekünstlerin, deren experimentelle Arbeiten Themen wie Sexulaität, Alltag, Heteronormativität, Schönheit, Popkultur und was sie die „Halbverlogenheit“ der kollektiven mexikanischen Einbildungskraft nennt, mit subtiler Ironie und geistreichem Humor aufgreifen. Im Jahr 2011 arbeitete sie im Bundesstaat Guerrero an einem Projekt zur Rettung der Meeresschildkröten. Cuevas’ Videos und Filme sind im Rahmen des Sundance Festivals, Berlinale, aber auch im Guggenheim Museum in New York wie auch in Bilbao und auf der Wanderausstellung Mexperimental Cinema gezeigt worden.
Alexandre Estrelas Videoinstallations und Projektionen konfigurieren das Bild als Entität, die sich nicht auf ein Feld der Repräsentation reduzieren lässt, sondern materielle und körperliche Konsequenzen hat. Estrela problematisiert fortwährend die Bestandteile, die den Akt des Sehens konstituieren, und ebenso die mögliche Aufteilung des Sehens in weitere sinnliche Dimensionen. Zu Estrelas bemerkenswertesten Einzelausstellungen gehören: Roda Lume, Museum für zeitgenössische Kunst, Antwerpen (2016); Cápsulas de silencio, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2015); Um homem entre quarto paredes, Pinacoteca do Estado de Sao Paulo, Sao Paulo (2013); The Sunspot Circle, The Flat Time House, London (2013). Seit 2007 leitet Alexandre Estrela Oporto, ein Programm für Ausstellungen und Projekte der Stadt Lissabon, wo sie gegenwärtig lebt und arbeitet.
Lyra Hills dynamische und breitgefächerte künstlerische Praxis schließt u.a. 16 mm Filme, alternative Comics, interdisziplinäre Performance und Radio ein. Sie ist Gründerin und Organisatorin von Brain Frame (2011-2014), Magic Chats (2015) und Nothing Up My Sleeve (2016) und arbeitet immer wieder als unterrichtende Künstlerin, Conferenciere, Priesterin, Auktionator, Projektionistin, Archivarin und Kampfsportlehrerin. Sie lebt mit ihrem Partner Tyson Thurston in Los Angeles.
Ken Jacobs ist eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte des amerikanischen Avantgardefilms. Als einer der Pioniere für Experimentalfilm und digitale Experimente seit den späten 1950er Jahren erforscht er die Mechanik des bewegten Bilds und den Akt des Sehens gleichermaßen. Jacobs untersucht die Filmerfahrung als Ganzes, von der Produktion bis zur Projektion. Ob er archäologische Expeditionen an den Ursprung des Kinos unternimmt oder die Zwischenräume der neuen digitalen Technologien auf die Probe stellt, Jacobs' untersucht, provoziert und bezieht ihre Kraft aus den Rätseln um die Natur des menschlichen Sehens.
Shanay Jhaveri, Assistenzkurator für Südasiatische Kunst, hat seinen Abschluss an der Brown University gemacht und hat einen Doktortitel vom Royal College of Art. Unter seinen letzten Ausstellungen waren Companionable Silences (2013) im Palais de Tokyo und Filmprogramme für den Dhaka Art Summit, die LUX/ICA Biennial of Moving Images sowie die Tate Modern. Er ist der Autor von u.a. Western Artists and India: Creative Inspirations in Art and Design, Outsider Films on India: 1950–1990 und Chandigarh is in India. Er hat weitläufig prubliziert und ist Mitredakteur von Frieze Magazine. Jhaveri ist ein Treuhänder des gemeinnützigen Kunstraums Mumbai Art Room.
Seit seiner Gründung im Jahr 2008 – im Schatten des Angriffs des australischen Staats auf die Ländereien und sozialen Welten der indigenen Bevölkerung – ist die Karrabing Film Collective eine Gruppe für Film und Kunst an der Basis der indigenen Gesellschaft. Ihre ästhetische Praxis ist ein Mittel zur Selbstorganisation und Gesellschaftskritik. Dem Kollektiv gehören um die dreißig Mitglieder an, von denen die meisten mit wenig oder gar keinem Einkommen in ländlichen indigenen Gemeinschaften im Northern Territory leben. Ihre Filme und Kunstwerke stellen ihr Leben dar. Sie schaffen Anbindung an das Land und intervenieren in globalen Bildern von Indigeneität. Ihr Medium ist eine Form von Überleben als Widerstand – eine Weigerung, ihrem Land den Rücken zuzukehren und ein Mittel zur Erforschung der gegenwärtigen sozialen Umstände der Ungleichheit.
Kapwani Kiwanga hat an der McGill Universität in Montréal Anthropologie und vergleichende Religionswissenschaft studiert, bevor an die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris ging, um an dem Programm La Seine teilzunehmen. Zwischen 2007 und 2009 führte Kiwanga diese Arbeit im Fresnoy, Studio National d’Art Contemporain, weiter. Letzte Einzelausstellungen sind u.a. in der Esker Foundation, Calgary; CLARK, Centre d’art et de diffusion, Montreal (2018); Ar/ge kunst, Kunstverein di Bolzano; Goodman Gallery, Johannesburg; Power Plant, Toronto; Stiftelsen 3,14, Bergen, Norway; Viafarina, Milan, South London Gallery (2015); Jeu de Paume (2014).
Als dauerhafte Kollaboration der in Los Angeles ansässigen Künstler Sarah Rara und Luke Fischbeck untersucht Lucky Dragons Formen der Partizipation, des Dissens, der Wahrnehmung sowie der Aufmerksamkeit hinsichtlich der Performance und der Kunst in der Öffentlichkeit. Dabei arbeiten sie zielgerichtet in Workshops, Publikationen und Aufnahmen auf ein besseres Verständnis für vorhandene Ökologien hin.
MSHR ist das Kunstkollektiv, das aus Birch Cooper und Brenna Murphy besteht. Das Duo baut und erforscht Systeme, die Zugänge zu ekstatischen sinnlichen Erlebnissen aufdecken. Sie arbeiten an der Schnittstelle von digitaler Skulptur, analogen Schaltkreisen und zeremonieller Performance. Ihre physischen Projekte drehen sich in erster Linie um analoge Licht-Ton-Rückkoppelungen, die aus den Makroarrangements ihrer skulpturalen Synthesizer gebaut sind. Auf der virtuellen Seite weben sie computergenerierte Porträts interdimensionaler Entitäten und psychedelischer Reiche. Die physischen und virtuellen Aktivitäten prägen sich wechselseitig zutiefst und werden zu einer Hypergestalt, die beide beherbergt.
Die Filme von Ulrike Ottinger sind von einer Faszination für Orte geprägt, einer topischen und topologischen Neugier, das ihre Wanderlust befeuert, welche fantastische wie reale Lokalitäten einschließt, vom unglaublich gespenstischen Berlin des frühen Freak Orlando und dem in Nostalgie gehüllten Wien aus Prater bis hin zu den riesigen, weiten Steppen Zentralasiens in Taiga und den geschäftigen Banketten des heutigen Seoul in The Korean Wedding Chest. Ottingers fiktive Filme bieten das Kaleidoskop einer karnevalesken Sicht auf die Welt. Sie inszenieren unvorhersehbare Begegnungen mit einer bemerkenswert gemischten Besetzung aus „Freaks“, Außenseitern, Liebenden, Piraten, Räubern, Malochern und ihren Gegenspielern. Im Gegensatz dazu legen Ottingers erkenntnisreiche Dokumentarfilme ihr Augenmerk auf die alltägliche Realität von Durchschnittsmenschen und sind darum nicht weniger bunt und überschäumend in ihrer beherzten Suche nach der spielerischen und poetischen Schnittstelle von Tradition und Gegenwart.
Ben Russell ist ein Medienkünstler und Kurator, dessen Arbeit an der Schnittstelle von Psychedelika, Phänomenologie, Performance und Ethnografie liegt. Seine Filme, Installationen und Interventionen finden in direkter Auseinandersetzung mit der Geschichte der bewegten Bilder statt und bieten eine Zeit-basierte Untersuchung in Trance-Phänomene sowie Anklänge an die Forschungen von Jean Rouch und Maya Deren und anderen. Er nimmt als Künstler an der documenta 14 teil.
Makino ist einer der aktivsten japanischen Avantgarde-Filmemacher. Er lebt in Yokohama und hat über 33 Kurzfilme gedreht. Darüber hinaus arbeit er seit 1997 mit Installationen, Collagen und Musikaufnahmen. Sein Werk wurde auf zahlreichen Filmfestivals in aller Welt, aber auch in Kunstmuseen und Galerien gezeigt.