Zu Beginn dieses Jahrhunderts entwickelte der afrikanische Denker Achille Mbembe eine dringliche dekolonialistische Kritik an Michel Foucaults Konzept der „Gouvernementalität“, dem Prozess also, durch den Regierungstechniken modernisiert werden. Für Foucault, dessen Denken sich zum Großteil auf die Geschichte Zentraleuropas konzentrierte, zeichnet sich die Moderne durch die Ersetzung des nekropolitischen Verständnisses der Souveränität (bei der Macht sich mittels Gewalt durchsetzt) durch die biopolitische Verwaltung der Bevölkerung aus. Mbembe zufolge ist jedoch die foucaultsche Idee der Biomacht nicht ausreichend in der Lage, die modernen Formen der Unterwerfung zu erklären: Sie lässt den Fortbestand nekropolitischer Techniken innerhalb liberaler Demokratien außer Acht und unterschätzt die zentrale Bedeutung kolonialer Sklaverei als Bedingung der Möglichkeit für die Entwicklung des westlichen Kapitalismus.
Die industrielle Revolution lässt sich nicht vom kolonialen Imperialismus und dessen Technologien der Rasse und der Macht trennen. Wie Saidiya Hartman gezeigt hat, war die Möglichkeit, menschliches Leben in ein Objekt wirtschaftlichen Austausches – den Sklaven – innerhalb der Ordnung der Plantagen zu verwandeln, für den Fortschritt kapitalistischer Ökonomien essenziell. Im Zentrum des Liberalismus stand einerseits die Verbindung von Gewalt und Souveränität, andererseits die Spannung zwischen der freien Zirkulation der Besitztümer und der politischen Freiheit des Subjekts. Entlang denselben Linien wie Mbembe haben zeitgenössische Feminismus- und Trans-Denker*innen wie Judith Butler, Silvia Federici, Jack Halberstam und Dean Spade unterschiedliche Ansätze zur Fortdauer sexueller Gewalt gegen Frauen und geschlechtliche Minoritäten innerhalb demokratischer Regime entwickelt, die Foucaults Verständnis von Biopolitik ausdifferenzierten.
Nekromacht ist zum Schlüsselkonzept für die Erkenntnis einer verallgemeinerten Instrumentalisierung des Lebens und der materiellen Zerstörung der Erde im globalen postkolonialen Zustand geworden. Zu diesem Konzept gehört auch die Ausrottung aller bio-kulturellen Systeme. Will man heute die Möglichkeit zum Handeln oder zum Widerstand innerhalb dessen wahrnehmen, was Jason W. Moore das „Kapitalozän“ (das Erdzeitalter des Kapitals) und Donna Haraway „Chthulucene“ (das Zeitalter, in dem wir lernen werden, durch die kollaborative Verflechtung von menschlichen und nicht-menschlichen Ökologien zu überleben) genannt haben, dann ist es entscheidend, die Ausübung von Macht als Tod zu begreifen.
Im Kontext wuchernder Kriege, wirtschaftlicher Gewalt auf der Grundlage einer Verschuldungspolitik, Rassismus, Sexismus, neokolonialer Besetzung, Masseneinsperrungen, ökologischer Ausbeutung, Einschränkungen des Rechts auf Migration und kultureller Zerstörung tritt die Gesellschaft für das Ende der Nekropolitik einmal im Monat zusammen, um die zeitgenössischen Relaisstationen von Macht und Terror sowie Subjektivität und Gewalt innerhalb des neoliberalen Globalzustands zu erkunden. Bei diesen Treffen werden Künstler*innen, Aktivist*innen und zeitgenössische Denker*innen im Rahmen von Diskussionen, Vorträgen, Filmvorführungen, künstlerischen Interventionen, Seminaren und Workshops aufeinandertreffen. Ziel dieser Gesellschaft ist es schließlich, die Produktion von dissidenten Narrativen zu ermöglichen, die Widerstand, Zusammenarbeit und Überleben für die politische und poetische Transformation in Gang bringen.
Alle Veranstaltungen der Gesellschaft sind für die Öffentlichkeit frei und unentgeltlich zugänglich.