Edi Hila

Edi Hila, Boulevard 3 (2015), Öl auf Leinwand, 94,5 × 143 × 3 cm, Foto: Blerta Hoçia

Edi Hila, Comers, aus der Serie „A Tent on the Roof of a Car“, 2016–17, verschiedene Materialien, Installationsansicht, Athener Konservatorium (Odeion), Athen, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Edi Hila, Boulevard 1–6, 2015, Öl auf Leinwand, Installationsansicht (Detail), Torwache, Kassel, documenta 14, Foto: Michael Nast

Edi Hila
Tirana
Albanien

Athen, 18. Februar 2016

Einladung zur documenta 14, Teil 2

Sehr geehrter Herr Hila,

unser Treffen in Tirana anlässlich der Eröffnung Ihrer Ausstellung Mirages of a Boulevard in den Regierungsräumen sowie die Möglichkeit, das Wissen über Ihre Arbeit während des Besuchs in Ihrem Atelier vertiefen zu können, waren für mich, wie auch für Adam, eine große Freude. Die Ausstellung war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Selbstverständlich durch die Qualität Ihrer Bilder und deren besondere Atmosphäre, aber auch durch die Präzision, mit der Sie die Eindrücke nachzeichnen, die sich uns bieten: draußen auf dem Boulevard vor dem Gebäude von Gherardo Bosio ebenso wie im Inneren vor der Ausstattung des Foyers durch Gio Ponti. Es ist evident, dass der Komplex an öffentlichen Gebäuden im Zentrum Tiranas, die der florentinische Architekt während des faschistischen Regimes entworfen hat, eine entscheidende, kritisch reflektierte Inspiration bei der Positionierung Ihrer Gemälde im Erdgeschoss des Gebäudes darstellt, das mittlerweile in Center for Openness and Dialogue (COD) umbenannt wurde. Es ist das subtile, tiefgründige Bildmaterial dieser Gemälde, die an die Kulissen in strategischen Videokriegsspielen erinnern, das den Blick auf diese Welt ohne Schatten und ohne jede Spur von Menschlichkeit lenkt. Das daraus entstehende Gefühl der Leere wird greifbar und zeitlos, es geht über die totalitären Ideologien hinaus, die in dem Land aufeinanderfolgten, in dem Sie 1944 geboren wurden und in dem ungezügelter Kapitalismus eine der schlimmsten Formen des Kommunismus abgelöst hat. Ich frage mich, ob das Gefühl der Entkörperlichung, das Ihre Arbeiten hervorrufen, auch darauf zurückzuführen ist, dass Sie nahezu zwei Jahrzehnte an der Akademie der Künste in Tirana Malerei gelehrt haben. Des Weiteren hoffe ich, dass wir schon bald Gelegenheit haben werden, über andere aktuelle Ausstellungen Ihrer Werke zu sprechen, darunter Potential Monuments of Unrealised Futures an der Architectural Association in London und Ihre Präsentation anlässlich der Architekturbiennale von Venedig 2014. Ich freue mich darauf, unseren Austausch fortführen und Sie im nächsten April gemeinsam mit dem gesamten Team der documenta 14 noch vor Kassel in Athen begrüßen zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
Pierre Bal-Blanc

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook
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