Keimena ist ein wöchentliches Filmprogramm, das von dem griechischen Fernsehsender ERT ausgestrahlt und von der documenta 14 gestaltet wird. Durch die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Fernsehanstalt Griechenlands ERT versucht das Projekt die Reichweite der documenta 14 ins Zuhause der Zuschauer_innen zu erweitern und so neue und andere Öffentlichkeiten, Kontexte und Kontingenzen zu schaffen.
Das Programm der Keimena-Reihe widmet sich dem experimentellen Dokumentar- und Spielfilm. Es präsentiert Filme, deren Ansätze gesellschaftliche, politische und poetische Anliegen betreffen und deren Konzepte, Themen und Positionen mit den übergreifenden kuratorischen Visionen der documenta 14 im Dialog stehen.
Die Rolle des öffentlichen und privaten Fernsehens ist für die neuere Geschichte und Entwicklung Griechenlands nicht zu unterschätzen. Seine Bedeutung in der Vermittlung und Reflektion der derzeitigen sozioökonomischen Lage des Landes ist enorm. Trotz der schweren budgetären Einschnitte, die seinen Betrieb beeinträchtigt haben, bleibt der Fernsehsender ERT das offizielle „öffentliche“ Medium, nicht zuletzt für das kollektive Bewusstsein Griechenlands. Die umstrittene Schließung von ERT im Jahr 2013 im Rahmen der Sparmaßnahmen führte sofort zu ausgedehnten landesweiten Protesten.
Erscheint Fernsehen zunächst als eine einsame Aktivität, so ist es doch auch – vor allem, wenn man es mit dem Surfen und Streamen im Internet vergleicht – eine synchronisierte und daher kollektive Erfahrung in Echtzeit. Ähnlich wie bei einem Ausstellungsbesuch muss sich die Betrachterin vorab für ein Programm entscheiden, und kann die Erfahrung daraufhin mit anderen teilen. Strukturelle Qualitäten wie diese und die basalen Prinzipien einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt – zu denen ein gewisser Gemeinschaftssinn, Abstand von Ansichten bestimmter Interessengruppen und ein ausgewogener Umgang mit gesellschaftlichen Minderheiten gehören – sind genauso grundlegende Einflüsse für Keimena wie die Themen der zahlreichen Filme, die in der Reihe gezeigt werden.
Die Auswahl der Filme erfolgt aufgrund der Relevanz ihrer Themen sowie ihrer singulären filmischen Form. Sie reflektieren einige der unsichtbarsten, flüchtigsten und alltäglichsten Aspekte menschlichen Soziallebens genauso wie die globaler Machstrukturen. Jeder Film entwickelt und präsentiert seine eigene einzigartige Sprache als Echo einer ungreifbaren Realität. Teil des Programms sind Filme, deren Entstehungsdaten bis in die 1970er Jahre zurückreichen, ebenso wie neue Filmarbeiten, die von der documenta 14 in Auftrag gegeben wurden. Sie alle reflektieren zeitgenössische Themen, die in Zeiten ökonomischer Härte und gesellschaftlicher Unruhe in Griechenland wie auch anderswo relevant sind.
Die Kurator_innen hoffen, dass sich die Reihe dank der außerordentlichen Qualität und des Seltenheitswerts der gezeigten Arbeiten schnell zum wöchentlichen Höhepunkt für griechische Filmliebhaber_innen ebenso wie für eine breitere Öffentlichkeit entwickeln wird. Keimena hat den Anspruch, weltweit eine der aufregendsten Präsentationen von Filmkultur im Fernsehen zu sein. Zahlreiche abendfüllende Spielfilme ebenso wie kürzere experimentelle Dokumentarfilme von wichtigen Filmautor_innen und Künstler_innen werden unmittelbar zugänglich gemacht, die anderswo nicht leicht verfügbar sind.
Keimena folgt den Leitlinien von ERT und denen öffentlich-rechtlichen Rundfunks und versucht mit seinen Inhalten und dem wöchentlichen Programm das Interesse der Fernsehzuschauer_innen über einen Zeitraum von neun Monaten zu wecken. Wie bei Filmfestivals, bei denen vor der Vorstellung kurz in die einzelnen Filme eingeführt wird, oder Museumsausstellungen, wo Kunstwerke mit Informationen versehen werden, gehen auch den Filmen der Keimena-Reihe kurze Einführungen voraus, die einen allgemeinen Abriss präsentieren und den jeweiligen Film in einen Kontext einbetten, der die darauffolgende Betrachtung des Films ergänzt und bereichert. Die Einführungen werden von internationalen Film- und Kunstkritiker_innen, Philosoph_innen, Journalist_innen und anderen Autor_innen verfasst, die besonderes Wissen zu den jeweiligen Filmen mitbringen. Die Einführungen sind in gleichem Maße integraler Bestandteil der Programmgestaltung wie die Filme selbst.
Keimena läuft immer montags um Mitternacht auf ERT2. Die Länge der Sendung hängt von der Länge des jeweils gezeigten Films ab. Nach den jeweiligen Ausstrahlungsterminen sind die Filme weitere sieben Tage auf webtv.ert.gr von Griechenland aus verfügbar. Alle Filme werden in Originalsprache mit griechischen Untertiteln gezeigt.
Keimena ist ein Filmprogramm der documenta 14, kuratiert von Hila Peleg und Vassily Bourikas.
Projektkoordination: Konstantinos Frangopoulos (Venia Vergou: Mai 2016–Februar 2017)
Redaktionskoordination: Antonia Rahofer
Redaktion: Filipa Ramos
Redaktionsassistenz: Ben Eastham
Korrektorat (Griechisch): Lenia Mazaraki, Fotini Lazaridou-Hatzigoga
Übersetzungen und Untertitel: Tony Moser, Giorgos Giannakopoulos, Yannis Andreou, Yannis Papadakis, Pelagia Tsinari
Postproduktion: StudioBauhaus, Athen
Konzept und Gestaltung der Eröffnungssequenz: Mevis & Van Deursen, Amsterdam
Realisierung der Eröffnungssequenz: Blommers / Schumm, Amsterdam
Musik der Eröffnungssequenz: Mort Aux Vaches: Untitled 4 von Pan Sonic und Charlemagne Palestine (2015)